Berlin, 22. Jan (Reuters) - Wirtschaftsverbände in Deutschland haben davor gewarnt, beim Thema Künstliche Intelligenz (KI) von den USA abgehängt zu werden. Die USA hätten eine Ansage gemacht, die als Weckruf verstanden werden müsse, teilten der Digitalverband Bitkom und der Startupverband am Mittwoch in Berlin mit. Der neue US-Präsident Donald Trump hatte zuvor massive Investitionen in die KI-Infrastruktur angekündigt. Die Bundesregierung sah darin zunächst keinen Grund für neue Beschlüsse.
Die USA hätten KI zur Schlüsseltechnologie erklärt, sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. "Während wir in Deutschland die von 2020 bis 2025 in der KI-Strategie vorgesehenen fünf Milliarden Euro nicht einmal vollständig investiert haben, wollen in den USA Unternehmen flankiert von der Politik in einem gewaltigen Programm 500 Milliarden Dollar in KI-Technologie und -Infrastruktur investieren. Zieht die EU nicht nach und erhöht die eigenen Anstrengungen massiv, wird die US-Führungsrolle bei KI ebenso zementiert werden wie unsere digitale Abhängigkeit." Es brauche nicht nur mehr Geld. KI dürfe nicht zuallererst als Bedrohung, sondern als Chance wahrgenommen werden. Die Regulierung müsse entsprechend gelockert werden.
Der deutsche Startupverband sieht die EU in der Pflicht, auf den unmissverständlichen Führungsanspruch der USA zu reagieren. "Künstliche Intelligenz hat das Zeug, die wirtschaftliche und technologische Zukunft Europas neu zu definieren", sagte Verbandschefin Verena Pausder. "Aber die Finanzierungslücke zu den USA ist gewaltig. Deutschland und Europa müssen loslaufen, denn die USA sind schon im Sprint."
Für die Bundesregierung sagte Sprecherin Christiane Hoffmann, es sei der eigene Anspruch, KI mitzugestalten und bei dem Thema wettbewerbsfähig zu sein. "Wir schauen uns das sehr genau an", sagte sie zu den US-Plänen. Die Bundesregierung unterstütze die europäische KI-Regulierung. Deutlicher äußerte sich ein Sprecher des Digitalministeriums: "Europa muss hier seine Hausaufgaben machen." Es brauche weniger Regulierung und eine bessere Verfügbarkeit von Daten. Außerdem müssten Innovationen stärker gefördert werden.
(Bericht von Christian Krämer, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)