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17.10.2024 /23:50:16
IWF: China kann sich beim Wachstum nicht mehr auf Exporte verlassen

Washington, 17. Okt (Reuters) - China kann sich nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) beim Wirtschaftswachstum nicht mehr auf seine Ausfuhren verlassen. IWF-Chefin Kristalina Georgieva sagte am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters, dass der Volksrepublik ein gefährlich langsameres Wachstum bevorstehe, wenn sie nicht auf ein konsumorientiertes Wirtschaftsmodell umstelle. Chinas Wachstum könnte mittelfristig unter vier Prozent fallen, wenn es auf dem derzeitigen Pfad bleibe. Dies sei ein Niveau, "das für China sehr schwierig sein wird. Es wird aus sozialer Sicht sehr schwierig sein."

Georgieva äußerte sich im Vorfeld der Jahrestagung des IWF und der Weltbank in Washington, auf der die wachsenden Handelsspannungen wegen einer großen Flut chinesischer Exporte ein Thema sein werden. Untersuchungen des IWF zeigten, dass China ein deutlich höheres Wachstum erzielen könnte, wenn es Änderungen vornehmen würde, um seinen Verbrauchern das Vertrauen zu geben, mehr Geld auszugeben. "China befindet sich an einer Weggabelung. Wenn das Land sein derzeitiges Modell, nämlich ein exportorientiertes Wachstum, beibehält, wird es Probleme geben. Und warum? Weil die chinesische Wirtschaft inzwischen so stark gewachsen ist, dass Chinas Exporte im Welthandel keine untergeordnete Rolle mehr spielen", fügte Georgieva hinzu. Peking könne sich nicht länger "auf ein Wunder verlassen, das ein exportorientiertes Modell in dieser großen Volkswirtschaft als lebensfähiges Vehikel aufrechterhalten würde", ergänzte sie.

Chinas jüngste Ankündigung von fiskalischen Stimulierungsplänen gehe "in die richtige Richtung", mit dem Ziel, das durch eine jahrelange Immobilienkrise erschütterte Verbrauchervertrauen wiederzubeleben. Die fehlende chinesische Inlandsnachfrage hat dazu geführt, dass die chinesische Produktion vermehrt in den Export geht, was die USA, Europa und andere Länder dazu veranlasst hat, Zollschranken zu errichten, um ihre Arbeitnehmer und Unternehmen in Sektoren wie der Elektroindustrie zu schützen. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump verspricht bei einem Wahlsieg, Zölle von 60 Prozent oder mehr auf Einfuhren aus China und zehn Prozent auf Einfuhren aus anderen Ländern zu erheben.

Tiefgreifendere Reformen seien erforderlich, um Chinas Wirtschaft auf eine konsumorientierte Wirtschaft umzustellen, sagte Georgieva. Dazu gehörten Rentenreformen, der Aufbau eines sozialen Sicherheitsnetzes, um massives Vorsorgesparen zu verringern, und Investitionen in unterentwickelte Wirtschaftssektoren wie das Gesundheits- und Bildungswesen.

(Bericht von David Lawder, geschrieben von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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