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03.07.2024 /14:02:27
Studie - Firmen müssen vor allem wegen Krisen Lieferketten umstellen

Berlin, 03. Jul (Reuters) - Wegen geopolitischer Krisen und neuer Trends müssen Unternehmen ihre Lieferketten umstellen. Vor allem weltweite Konflikte, der Klimawandel und technologischer Fortschritt sorgen für die Zerstörung bisheriger Geschäftsmodelle ("Disruption"), wie am Mittwoch aus einer Studie der Beratungsgesellschaft PwC Deutschland hervorgeht. Dies bringe globale Lieferketten dauerhaft aus dem Gleichgewicht. Die weltweit befragten 1000 Führungskräfte spüren demnach Druck, ihr gesamtes Lieferkettenkonzept umzudenken. Sie planten deshalb etwa, die Transparenz zu erhöhen, Künstliche Intelligenz (KI) und Robotik zu integrieren und alle Beteiligten miteinander zu vernetzen, um Probleme schneller zu erkennen und zu beheben. Dies gelingt laut Studie derzeit allerdings nur einer Minderheit der für das Management der Lieferketten Verantwortlichen.

Eine gelungene Umstellung wirkt sich unmittelbar auf die Wettbewerbsfähigkeit aus. So erwarten die Führungskräfte Kostensenkungen in der Lieferkette von 19 Prozent und Umsatzanstiege von 16 Prozent. Nutzen Unternehmen die Effekte des Umbruchs richtig, können sie sich laut Umfrage krisenfester machen und ihren Vorsprung zur Konkurrenz ausbauen. Ständige Disruptionen seien das "neue Normal", sagte PwC-Experte Stefan Schrauf. Unternehmen müssten daher Schritte einleiten, um ihre Lieferketten anpassungsfähiger und nachhaltiger zu machen.

Zu den großen Chancen des Wandels zählen neue Technologien, die die Datensichtbarkeit erhöhen, Prozesse und Entscheidungsfindungen automatisieren sowie die Kommunikation und Zusammenarbeit verbessern. Vor allem sogenannte digitale Zwillinge, mit denen Firmen virtuell Objekte, Systeme und Prozesse analysieren können, bieten großes Potenzial. Rund 56 Prozent der Unternehmen prognostizieren, dass digitale Zwillinge unmittelbare Auswirkungen auf ihre Beschaffung haben werden. Weitere 37 Prozent der Betriebe, die ihre Lieferketten technologisch vollständig angepasst haben, nutzen sie bereits.

Auch Künstliche Intelligenz ist eine Schlüsseltechnologie rund um die sogenannte Supply Chain. Die befragten Führungskräfte nutzen KI etwa für Lieferkettenplanung, Logistik, Auftragsmanagement oder Risikomanagement, um Störungen vorhersagen und schnell reagieren zu können.

Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) hat jüngst vorgeschlagen, das deutsche Lieferkettengesetz für zwei Jahre auszusetzen. Während sich die FDP offen dafür zeigte, gab sich die SPD skeptisch. Die Wirtschaft hat das Gesetz immer wieder scharf kritisiert, weil es bürokratische Dokumentationspflichten mit sich bringe und kaum umzusetzen sei. Der Wirtschaftsrat der CDU spricht sich für die Abschaffung des sogenannten Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes aus.

(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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