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03.07.2024 /13:49:22
FOKUS 1-Bundesregierung stoppt Verkauf von VW-Tochter an Chinesen

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Gasturbinen von MAN Energy dürfen nicht nach China gehen

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Bundesregierung fürchtet Einsatz für militärische Zwecke

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Insider: VW will Gasturbinen-Entwicklung nun einstellen
 
(neu: Habeck, Faeser, Hintergrund)
Berlin, 03. Jul (Reuters) - Die Bundesregierung hat den
geplanten Verkauf des Gasturbinen-Geschäfts von
Volkswagen <VOWG_p.DE> nach China untersagt. Das Kabinett
billigte am Mittwoch eine vom Wirtschaftsministerium
vorgeschlagene Untersagung nach dem Außenwirtschaftsgesetz. Die
Regierung befürchtet, dass die chinesische CSIC Longjiang GH Gas
Turbine Co (GHGT), an die VW die kleine Sparte von MAN Energy
Solutions verkaufen wollte, die Gasturbinen nicht nur zur
Energiegewinnung oder zum Antrieb von Pipelines verwenden
wollte, sondern auch für Kriegsschiffe. GHGT gehört zum
Werftenkonzern China State Shipbuilding Corp (CSSC), der auch
Schiffe für die chinesische Marine baut. MAN Energy Solutions
produziert und wartet derzeit mit 100 Mitarbeitern in Oberhausen
und Zürich Gasturbinen.
Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) verteidigte
die Entscheidung in Berlin: Grundsätzlich seien Investitionen in
Deutschland willkommen, die Wirtschaft lebe vom internationalen
Handel. Techniken, die für die öffentliche Ordnung wichtig
seien, müssten aber geschützt werden. Deshalb sei die
Transaktion untersagt worden. "Und das ist auch richtig so."
Nach dem Außenwirtschaftsgesetz kann die Regierung Verkäufe ins
Nicht-EU-Ausland untersagen, wenn diese die nationale Sicherheit
gefährden könnten. Innenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte:
"Ich begrüße das auch sehr aus sicherheitspolitischen Gründen."
Die zu Volkswagen gehörende MAN Energy Solutions hatte
bereits angekündigt, die Entscheidung der Bundesregierung zu
akzeptieren. Eine Entscheidung liege noch nicht vor, bekräftigte
ein Sprecher am Mittwoch. Unternehmenskreisen zufolge wird die
Neuentwicklung und der Bau von Gasturbinen dann eingestellt, die
profitable Wartung solle dagegen erhalten bleiben.

Volkswagen hatte während der Prüfung noch versucht, die Bedenken der Bundesregierung auszuräumen. Insidern zufolge hatte der Konzern Gutachten vorgelegt, die die Einsetzbarkeit der MAN-Gasturbinen oder der zugrundeliegenden Technologie als Antrieb von Kriegsschiffen widerlegen sollten. China will seine Flotte - die größte der Welt - modernisieren. Sie könnte künftig statt mit Dieselmotoren - deutlich effizienter - mit Gasturbinen betrieben werden. Für zivile Zwecke liefert MAN Energy seit langem Gasturbinen nach China.

MAN Energy Solutions mit seinen 14.000 Mitarbeitern
gehörte ursprünglich zu MAN, war aber im Zuge der Fusion von
Scania und MAN zur Lkw-Holding Traton <8TRA.DE> direkt auf
Volkswagen übergegangen und soll mindestens bis 2026 Teil des
Wolfsburger Konzerns bleiben.

(Bericht von Andreas Rinke und Christian Krämer, geschrieben von Alexander Hübner, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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