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14.10.2024 /12:52:27
FOKUS 1-Wirtschaftsnobelpreis an US-Forscher für Studien zu Wohlstand der Nationen

(Neu: Details, Reaktionen)

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Drei Forscher aus USA ausgezeichnet



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Für Studien über Institutionen und Auswirkung auf den Wohlstand



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Experte: Bahnbrechende Beiträge zur Rolle von Institutionen





Stockholm/Berlin , 14. Okt(Reuters) - Der diesjährige
Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geht an drei in den USA
tätige Forscher für ihre Studien zum Wohlstand von Nationen. Die
Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften verlieh den
Preis am Montag an Daron Acemoglu und Simon Johnson vom
Massachusetts Institute of Technology in Cambridge (MIT) sowie
an James A. Robinson von der Universität Chicago. Ausgezeichnet
wurden sie für Studien darüber, wie Institutionen entstehen und
sich auf den Wohlstand auswirken.Die Verringerung der großen
Einkommensunterschiede zwischen den Ländern sei eine der größten
Herausforderungen unserer Zeit. Die Preisträger hätten gezeigt,
wie wichtig gesellschaftliche Institutionen dabei seien, betonte
Jakob Svensson, Vorsitzender des Wirtschaftspreiskomitees.

Sie hätten aufgezeigt, dass eine Erklärung für Wohlstandsunterschiede zwischen Ländern in der Art der sozialen Institutionen liege, die etwa bei der Kolonialisierung von Ländern eingeführt wurden. In einigen Teilen der Welt bestand demnach das Ziel darin, die indigene Bevölkerung auszubeuten und natürliche Ressourcen zu ihrem eigenen Vorteil zu gewinnen. In anderen Fällen ging es darum, integrative politische und wirtschaftliche Systeme zum langfristigen Nutzen europäischer Auswanderer zu gestalten. "In Ländern, die zur Zeit der Kolonialisierung arm waren, wurden oft inklusive Institutionen eingeführt, die schließlich zu einem breiten Wohlstand der Bevölkerung führten", heißt es in der Pressemitteilung zum Wirtschaftspreis. Dies sei ein wichtiger Grund dafür, dass ehemalige Kolonien, die einst reich waren, heute arm seien und umgekehrt.

Acemoglu, der 1967 in Istanbul geboren wurde, war einer der Favoriten für den Preis auf dem Wunschzettel von Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Er hält Acemoglu für einen würdigen Preisträger, wie er "Zeit Online" sagte. Der Autor und Professor zeige durch seine Arbeit, "welch große Bedeutung Institutionen nicht nur für eine Volkswirtschaft haben, sondern wie entscheidend sie auch für die Demokratie sind".

WARUM FLORIEREN EINIGE LÄNDER?

Sascha Steffen, Professor an der Frankfurt School of Finance & Management, spricht von "bahnbrechenden Beiträgen zum Verständnis der Rolle gesellschaftlicher Institutionen bei der Gestaltung des nationalen Wohlstands". Die Preisträger hätten gezeigt, dass Gesellschaften mit inklusiven Institutionen ? also solchen, die geteilte Macht und langfristige wirtschaftliche Chancen förderten ? Wachstum und Wohlstand begünstigten: "Im Gegensatz dazu sind Gesellschaften, die in extraktiven Institutionen gefangen sind, die nur den Mächtigen dienen, mit Stagnation und Ungleichheit konfrontiert." Die Arbeit der Forscher werfe ein Licht auf die Frage, warum einige Länder florierten, während andere zu kämpfen hätten. Damit werde die "dringende Notwendigkeit" einer inklusiven Regierungsführung unterstrichen, um die globalen Einkommensunterschiede zu verringern.

Im vergangenen Jahr war die US-Volkswirtin Claudia Goldin für ihre Forschung zur Rolle von Frauen auf dem Arbeitsmarkt ausgezeichnet worden. Der Nobelpreis im Fach Wirtschaftswissenschaften ist mit 1,1 Millionen Kronen (rund eine Million Euro) dotiert und wird erst seit 1969 verliehen. Er wird von der schwedischen Notenbank gestiftet. Sie trägt mit dem Preis der wachsenden Bedeutung wirtschaftlicher Fragen Rechnung.

(Bericht von Simon Johnson, Johan Ahlander, Mark John;Reinhard Becker, Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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