Berlin, 28. Okt (Reuters) - Die Inflation in Deutschland ist im Oktober nach Prognose von Ökonomen gestiegen. Die Verbraucherpreise dürften um durchschnittlich 1,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zulegen, sagen die von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Volkswirte von zwölf Banken im Schnitt voraus. Im September war die Teuerungsrate wegen billigerer Energie noch auf 1,6 Prozent gefallen, den niedrigsten Stand seit Februar 2021. "Der Inflationsrückgang dürfte sich im Oktober nicht fortgesetzt haben", sagte Ökonom Uwe Dürkop von der Berliner Sparkasse zu den an diesem Mittwoch vom Statistischen Bundesamt offiziell verkündeten Daten voraus.
Der Chefvolkswirt des Vermögensverwalters Bantleon, Daniel Hartmann, nennt auch den wichtigsten Grund für die erwartete Entwicklung: "Der Anstieg der Kraftstoffpreise ist in Deutschland recht prägnant". Auch bei Nahrungsmitteln sei mit einer - im Vergleich zu anderen Euro-Ländern - überdurchschnittlichen Verteuerung zu rechnen, fügte Hartmann hinzu.
Die Bundesbank stimmte in ihrem aktuellen Monatsbericht ebenfalls auf eine höhere Inflation ein. "In den nächsten Monaten wird die Teuerungsrate voraussichtlich wieder ansteigen", betonte sie darin. "Der Grund hierfür sind unter anderem Basiseffekte bei Energie." So hätten die Rohölpreise im September des vergangenen Jahres einen Hochpunkt erreicht und seien danach wieder gesunken, was nun die Inflation antreiben könnte. "Auch für Nahrungsmittel ist ? wegen der zuletzt gestiegenen Rohstoffpreise ? mit einer höheren Inflationsrate zu rechnen." Schließlich dürfte sich die Teuerung bei Dienstleistungen noch eine Weile auf erhöhtem Niveau halten: "Vor dem Hintergrund kräftig steigender Löhne vollzieht sich die Disinflation in diesem Bereich weiterhin sehr viel langsamer als bei den Industriegütern."
Die Bundesregierung geht in ihrer Herbstprognose davon aus, dass die Verbraucherpreise in diesem Jahr um durchschnittlich 2,2 Prozent steigen werden - nach 5,9 Prozent im vergangenen Jahr. 2025 soll die Inflationsrate dann auf 2,0 Prozent fallen, 2026 auf 1,9 Prozent.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)