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Werksschließungen und Personalabbau
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Gewerkschaft: Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen
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Insider: Jährliche Einsparungen in dreistelliger Millionenhöhe
(Neu: weitere Äußerungen beider Seiten, Insider) |
Düsseldorf/Berlin, 12. Jul (Reuters) - |
Im Ringen um die Zukunft der kriselnden Stahlsparte von Thyssenkrupp <TKAG.DE> haben das Management und die IG Metall einen Durchbruch erzielt. Beide Seiten einigten sich auf die Eckpunkte eines Sanierungstarifvertrags, wie Thyssenkrupp Steel Europe (TKSE) und die Gewerkschaft am Samstag mitteilten. Diese sehen unter anderem einen sozialverträglichen Abbau Tausender Stellen und den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis 2030 vor, wie die IG Metall erläuterte. Mit den vereinbarten Maßnahmen spare das Unternehmen einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag im Jahr, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person.
Im Gegenzug habe die Arbeitnehmerseite Einschnitte bei | |
tariflichen Leistungen wie verkürzte Arbeitszeiten und | |
niedrigere Sonderzahlungen akzeptiert, erklärte die IG Metall. | |
Auch Werksschließungen sind vorgesehen. Die Eckpunkte sollten | |
bis Ende September detailliert ausgearbeitet und abgeschlossen | |
werden, erklärte TKSE. Die Umsetzung stehe unter dem Vorbehalt | |
der Zustimmung durch die IG-Metall-Mitglieder bei TKSE sowie | |
einer noch ausstehenden Vereinbarung über die künftige | |
Finanzierung des Unternehmens. | |
Nach Angaben des Unternehmens sollen bis Ende 2028/29 im | |
Rahmen von Werksschließungen bis zu 1600 Stellen abgebaut | |
werden. Weitere Maßnahmen zur Personaleffizienz bis Ende 2027/28 | |
beträfen rund 3700 Beschäftigte. Durch Ausgliederungen oder | |
Verkauf von Geschäftstätigkeiten will sich das Unternehmen bis | |
zum Ende 2029/30 von bis zu 4000 Mitarbeitern trennen. Die | |
Vereinbarung folgt auf die Ankündigung von Thyssenkrupp, bis zu | |
11.000 Stellen bei der Stahlsparte TKSE zu streichen oder | |
auszulagern. Die jährliche Produktionskapazität soll von 11,5 | |
Millionen Tonnen auf 8,7 bis 9,0 Millionen Tonnen gesenkt | |
werden. Der neue Tarifvertrag soll bis zum 30.09.2030 laufen. | |
"Wir bauen überschüssige Kapazitäten ab, verbessern die | |
Effizienz und können so ein wettbewerbsfähiges Kostenniveau | |
erzielen", erklärte Vertriebs- und Transformationsvorständin | |
Marie Jaroni. "Auf dieser Basis ist es nun notwendig und | |
möglich, zügig Interessenausgleich und Sozialpläne | |
auszuarbeiten", sagte Personalvorstand Dirk Schulte. "Der | |
gefundene Kompromiss enthält für beide Seiten schmerzhafte | |
Elemente", betonte IG-Metall-Bezirksleiter Knut Giesler. | |
"Betriebsbedingte Kündigungen sind jedoch vom Tisch und | |
Garantien für Standorte und Investitionen in die Anlagen gibt es | |
auch." | |
IG Metall und Thyssenkrupp Steel Europe gehen damit | |
einen Schritt in Richtung Verselbstständigung des größten | |
deutschen Stahlkonzerns. Konzernchef Miguel Lopez will das | |
konjunkturanfällige Werkstoff-Geschäft in ein | |
50:50-Joint-Venture mit einer Holding des tschechischen | |
Milliardärs Daniel Kretinsky führen, der bereits 20 Prozent der | |
Anteile hält. Auch nach der jetzigen Einigung müssen diverse | |
Punkte noch geklärt werden. Dazu gehört auch die Frage, wie hoch | |
die Mitgift sein wird, die der Mutterkonzern seiner Tochter mit | |
auf den Weg gibt. |
(Bericht von Christoph Steitz, Tom Käckenhoff, Christian Götz und Jörn Poltz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)