Nachricht


06.06.2024 /18:20:42
FOKUS 3-EZB-Zinswende gibt Europas Aktien Rückenwind

*

EZB senkt Zinsen im erwarteten Rahmen

*

Anleger steigen wieder bei Öl und Kupfer ein

*

SAP nach CEO-Aussagen mit Kurssprung
 
(Neu: Wall Street, Xetra-Schlusskurse, Nvidia)
Frankfurt, 06. Jun (Reuters) - Die erste Zinssenkung der
Europäischen Zentralbank (EZB) seit etwa fünf Jahren ermuntert
Anleger zum Einstieg in den Aktienmarkt. Dax <.GDAXI> und
EuroStoxx50 <.STOXX50E> konnten ihre anfänglichen Gewinne
allerdings nicht verteidigen und notierten am Donnerstagabend
nur noch jeweils etwa ein halbes Prozent im Plus bei 18.652,67
Zählern beziehungsweise 5069,09 Punkten. An der Wall Street
trieb die anhaltende Kursrally des Chip-Konzerns Nvidia <NVDA.O>
den Technologie-Index Nasdaq <.IXIC> zeitweise auf ein Rekordhoch
von 17.235,73 Zählern.

Die europäischen Währungshüter senkten den Schlüsselsatz um einen Viertel Prozentpunkt auf 3,75 Prozent. Hoffnungen auf weitere Schritte in den kommenden Monaten seien aber verfrüht, warnte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank. "Noch ist das Inflationsziel nicht erreicht. Es kann gut sein, dass eine hartnäckige Restinflation weitere Zinssenkungen in den kommenden Quartalen sehr schwierig gestalten wird." Die EZB betonte, dass sie ihre weitere Geldpolitik von der Datenlage abhängig mache. Der Euro <EUR=> verteuerte sich daraufhin auf 1,0882 Dollar.

Investoren rätselten auch über mögliche Zinssenkungen der US-Notenbank, nachdem die Zahl der Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe überraschend stark gestiegen waren. Daher richteten sie ihre Aufmerksamkeit auf die am Freitag anstehenden Beschäftigtenzahlen als Hinweisgeber für den Zeitpunkt einer möglichen Zinssenkung der Fed. Experten rechnen für Mai mit dem Aufbau von 185.000 Jobs außerhalb der US-Landwirtschaft. Ideal wäre ein Wert zwischen 100.000 und 150.000, sagte Anlagestratege Ben Bennett von der Vermögensverwaltung des Versicherers Legal & General. Sie würde die Hoffnung auf eine nahende US-Zinssenkung aufrecht erhalten. Ein deutlich höherer Anstieg würde ihnen dagegen einen Dämpfer verpassen. Niedrigere Zahlen oder ein Jobabbau würde die Furcht vor einer "harten Landung" der weltgrößten Volkswirtschaft schüren.

PREISE FÜR ÖL UND KUPFER ZIEHEN WIEDER AN

Am Rohstoffmarkt deckten sich nach dem jüngsten Ausverkauf weitere Anleger mit Erdöl ein. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 1,7 Prozent auf 79,73 Dollar je Barrel (159 Liter). Der vorangegangene Preisrutsch sei eine Überreaktion gewesen, sagte Analyst Amarpreet Singh von der Barclays Bank. "Die Nachfrage hat sich zuletzt zwar abgeschwächt, ist aber nicht zusammengebrochen."

Kupfer verteuerte sich um 1,8 Prozent auf 10.107 Dollar je Tonne. Einige Investoren hätten offenbar den jüngsten Rutsch unter die psychologisch wichtige Marke von 10.000 Dollar zum Wiedereinstieg genutzt, erläuterte Analyst Ole Hansen von der Saxo Bank. "Die China-Nachfrage ist aber immer noch schwach. Diese muss sich erst verbessern, bevor wir eine Wiederaufnahme der Kursrally erwarten können."

KI-AUSSAGEN BEFLÜGELN SAP - NVIDIA IST NICHT AUFZUHALTEN

Bei den deutschen Aktienwerten gehörte SAP <SAPG.DE> mit einem Kursplus von 3,6 Prozent zu den Favoriten. Der Walldorfer Softwarekonzern habe bei seiner Hausmesse Sapphire einige "aufregende" Ankündigungen zur Aufrüstung weiterer Produkte mit Künstlicher Intelligenz (KI) gemacht. Ermutigend sei außerdem die Aussicht auf beschleunigtes Wachstum in den kommenden Jahren.

Der KI-Boom gab zunächst auch Nvidia weiteren Rückenwind. Die Aktien des Konzerns stiegen um bis zu 2,6 Prozent und markierten mit 1255,87 Dollar den dritten Tag in Folge ein Rekordhoch, bevor sie um 1,8 Prozent auf 1203 Dollar fielen. Damit sank der Börsenwert des Weltmarktführers für Spezialprozessoren für Künstliche Intelligenz (KI) wieder unter die Marke von drei Billionen Dollar, die er am Mittwoch erstmals übersprungen hatte.

(Bericht von Hakan Ersen, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)



Hinsichtlich weiterer Informationen und einer gegebenenfalls erforderlichen Offenlegung potenzieller Interessenkonflikte nach § 85 WpHG der für die Erstellung der zugrunde liegenden Finanzinformationen oder Analysen verantwortlichen Unternehmen wird auf das Informationsangebot dieser Unternehmen (Internetseite und andere Informationskanäle) verwiesen.