Berlin, 22. Dez (Reuters) - Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm rechnet für 2025 mit einem leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit in Deutschland. "Insbesondere im verarbeitenden Gewerbe werden Arbeitsplätze abgebaut", sagte Grimm der Zeitung "Bild" (Montagausgabe). "Die etablierten Branchen, in denen Deutschland weltweit führend war, stehen unter Druck. Nicht jeder wird seinen bisherigen Job behalten können." Sie erwarte jedoch "keinen drastischen Anstieg". Trotz des Anstiegs sei die Nachfrage nach Fachkräften weiterhin vorhanden. Viele Arbeitnehmer würden im Zuge eines Arbeitsplatzwechsels mit Gehaltseinbußen rechnen müssen. Angesichts der gedämpften Konjunkturerwartungen für das kommende Jahr fordert die Wirtschaftsweise ein staatliches Programm, um Investitionen in Deutschland anzukurbeln. Werksschließungen sollten durch Neuansiedlungen kompensiert und der Strukturwandel aktiv durch staatlich koordinierte Weiterbildungsangebote unterstützt werden.
Grimm kritisierte zudem die ihrer Ansicht nach zu große Nähe von Politik und Wirtschaft, die zu Trägheit und mangelnder Veränderungsbereitschaft in den Unternehmen geführt habe. Die Ampel-Regierung sei mitverantwortlich für diese Situation. Eine neue Bundesregierung müsse daher im Rahmen eines "Hundert-Tage-Programms" gegensteuern, sagte Grimm dem Blatt. Die Lohnnebenkosten und Steuern müssten gesenkt und Bürokratie abgebaut werden, um Deutschland als Wirtschaftsstandort attraktiver zu gestalten.
(Bericht von Katharina Loesche. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)