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01.11.2024 /12:34:56
VORSCHAU-Dax-Anleger fiebern US-Wahlausgang und Fed entgegen

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Trump oder Harris - Unsicherheit vor US-Wahlen

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Fed dürfte Zinsen erneut senken

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Bank of England tagt ebenfalls

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Flut von Firmenbilanzen hält an
 
- von Anika Ross
Frankfurt, 01. Nov (Reuters) - Den Börsen steht ein
furioser November-Auftakt bevor: mit den US-Wahlen am Dienstag
und der Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed am Donnersag
stehen gleich zwei Ereignisse an, die an den Finanzmärkten hohe
Wellen schlagen könnten. Im Wahl-Showdown um das Präsidentenamt
gibt es keinen haushohen Favoriten: die Demokratin Kamala Harris
und der Republikaner Donald Trump liegen in Umfragen Kopf an
Kopf. Wie Commerzbank-Ökonom Christoph Balz hervorhebt, könne es
womöglich einige Tage dauern, bis das Wahlergebnis feststehe.
Das dürfte an den Nerven der Anleger zehren und für mehr
Volatilität sorgen. "Für die Börse ist Unsicherheit das stärkste
Gift", warnt Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets.

In der ablaufenden Woche dämpften trübe Firmenbilanzen den Risikoappetit der Aktienanleger. Aus den USA schwappte die Sorge angesichts steigender Kosten für Künstliche Intelligenz (KI) vor schwindenden Erträgen der großen Tech-Konzerne herüber. Der Dax verlor bei einem Stand von 19.150 Punkten am Freitagmittag auf Wochensicht rund 1,5 Prozent.

TRUMP-RÜCKKEHR KÖNNTE FÜR BAUCHSCHMERZEN SORGEN

Trotz des engen Rennens um das Weiße Haus spekulieren Marktteilnehmer zunehmend auf eine Rückkehr Trumps. Die Aktienanleger in Deutschland sehen seinem möglichen Wahlerfolg mit Bauchschmerzen entgegen. Im Falle eines Handelskriegs könnte gerade eine Exportnation wie Deutschland einen Schaden von 180 Milliarden Euro in den kommenden vier Jahren erleiden, prognostizierte das Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln) jüngst in einer Untersuchung. Ökonom Carsten Klude von M.M Warburg geht davon aus, dass die Einführung von Strafzöllen auf Autos unter Trump sehr wahrscheinlich sei, was die Krise der deutschen Automobilindustrie weiter verschärfen dürfte.

Wichtig für die Kapitalmärkte wird vor allem sein, wie die jeweiligen politischen Ziele im Kongress umgesetzt werden können, der ebenfalls neu gewählt wird. "Ein Blick in die Wahlprogramme der beiden Präsidentschaftskandidaten zeigt, wie wichtig die Steuerpolitik im kommenden Jahr werden wird. Allerdings brauchen beide Kandidaten dafür einen wohlgesonnenen Kongress zur Umsetzung, da dieser die Haushaltskontrolle hält", sagt Sascha Rehbein, Portfoliomanager der Weberbank.

FED DÜRFTE ZINSEN ERNEUT SENKEN - KLEINERE SCHRITTE ERWARTET

Zeit zum Verschnaufen bleibt den Anlegern in der neuen Woche nach den Wahlen nicht, denn am Donnerstag wird die US-Notenbank über die Zinsen entscheiden. Die Währungshüter hatten im September die Zinswende vollzogen und den geldpolitischen Schlüsselsatz um 50 Basispunkte auf die neue Spanne von 4,75 bis 5,00 Prozent gesenkt. Marktteilnehmern rechnen mit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte und der Aussicht auf weitere Straffungen. Die Notenbank werde weiter senken, aber mit kleineren Schritten vorgehen, sagt Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner. "Der 50-Basispunkte-Schritt von September dürfte der einzige in dieser Größenordnung bleiben." Die Währungshüter versuchen, mit einer straffen Geldpolitik die hohe Inflation in Schach zu halten, ohne die Konjunktur abzuwürgen. Die Wirtschaft zeigte sich mit einem Wachstum von 2,8 Prozent auch im dritten Quartal sehr robust. Der Preisauftrieb sank indes fast auf die Zielmarke der Notenbank von zwei Prozent, was die Ausgaben der Bürger ankurbelte.

Die ebenfalls am Donnerstag tagende Bank of England dürfte im Kampf gegen die Inflation ebenfalls eine Zinssenkung im Köcher haben. Die Märkte rechnen für die Novembersitzung mit einer Senkung um 25 Basispunkte, jedoch flachten die Erwartungen an weitere Senkungen nach dem ersten Haushaltsentwurf von Finanzministerin Rachel Reeves ab. Reeves kündigte am Mittwoch die größten Steuererhöhungen seit drei Jahrzehnten und eine starke Ausweitung der Kreditaufnahme zur Finanzierung von Investitionen an.

DEUTSCHE INDUSTRIE HAT WEITER ZU KÄMPFEN

Neben den Paukenschläge aus den USA werfen frische Konjunkturdaten eine Blick auf die Lage der Industrie in Deutschland. Die deutschen Industrieaufträge stehen am Mittwoch an. Tags darauf folgen die Produktionsdaten. Die Commerzbank rechnet für September mit einem Einbruch um 2,0 Prozent im Vergleich zum Vormonat. "Neben der weiterhin trüben Stimmung spricht hierfür, dass das kräftige Plus von 2,9 Prozent im August teilweise wohl auf Sondereffekte zurückzuführen war", heißt es bei den Experten mit Verweis auf ungewöhnlich frühe Werksferien in der Autoproduktion.

Bei den Unternehmen stehen noch zahlreiche Bilanzen an. Unter anderem legen Fresenius, Hugo Boss, Fraport, Evonik, Daimler Truck, Ryanair und Credit Agricole Geschäftszahlen vor. Die Börse in Tokio bleibt am Montag feiertagsbedingt geschlossen.

(Redigiert von Ralf Banser Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)



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