(Wiederholung vom 28. Oktober) |
- von Saqib Iqbal Ahmed und Suzanne McGee |
New York, 01. Nov (Reuters) - Die bevorstehende |
US-Präsidentenwahl wirft nicht nur politisch ihre Schatten |
voraus. Seit Wochen spekulieren Börsenhändler auf den Ausgang |
der Abstimmung am Dienstag kommender Woche, sei es am |
Aktienmarkt, mit Bitcoin oder dem Dollar. Mit derartigen "Trump |
Trades" setzten etwa Hedgefonds auf einen Sieg des Republikaners |
Donald Trump, hieß es jüngst in einer Analyse von |
JPMorgan <JPM.N>. Zwar gab die Großbank nur wenige Details |
heraus. Als Beispiel nannte sie jedoch den Verkauf von |
Wertpapieren, die im Zusammenhang mit erneuerbaren Energien |
stehen. Es wird erwartet, dass Trump bei einem Wahlsieg die |
Energiepolitik des demokratischen Amtsinhabers Joe Biden in |
vielen Punkten rückgängig machen würde. |
Eigentlich liegen Trump und die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris seit Wochen in Umfragen faktisch gleichauf. Dass an den Märkten zuletzt eher auf den Republikaner gesetzt wurde, führen Beobachter auf die Wettmärkte wie PredictIt und Polymarket zurück. Polymarket etwa sah jüngst Trump mit 61 zu 39 Prozent vorne. "Ein Teil davon könnte sicherlich auf Trumps verbesserte Position auf den Prognosemärkten zurückzuführen sein", sagt Chefstratege Steve Sosnick von Interactive Brokers zu den jüngsten Entwicklungen. Er verweist jedoch darauf, dass es angesichts starker Wirtschaftsdaten schwer sei, "Ursache und Wirkung zu trennen, geschweige denn verschiedene Ursachen auseinanderzuhalten".
Wer an "Trump Trades" glaubt, verweist auf die Entwicklung in Teilen der Weltwirtschaft, die wahrscheinlich die Auswirkungen von seinen angekündigten Zollerhöhungen, Deregulierungen und größeren Haushaltsdefiziten zu spüren bekommen würden. So wurden Rückgänge beim mexikanischen Peso <MXN=> in den vergangenen Wochen damit erklärt, dass Investoren angedrohte Zollerhöhungen von bis zu 200 Prozent berücksichtigen wollten. "Die implizite Volatilität des Dollar-Peso-Paares hat im Einklang mit Trumps Gewinnen auf den Wettmärkten zugenommen", sagt Karl Schamotta, Chefmarktstratege beim Zahlungsdienstleister Corpay. Auch Anstiege bei den Anleiherenditen und dem Dollar könnten demnach einen Trump-Effekt widerspiegeln.
Auch die Aktien der Trump Media & Technology Group <DJT.O> haben zeitweilig deutlich zugelegt. Dies sei das Papier, das am stärksten an Trumps Wahlchancen gekoppelt sei, sagt Sosnick. Gewinne bei Kryptowährungen wie dem Bitcoin werden darauf zurückgeführt, dass der Geschäftsmann sich zuletzt als Fan zeigte. Bei einem Wahlsieg von Trump würden gewisse regulatorische Risiken entfallen, erklärt der Digitalstratege Sean Farrell von Fundstrat Global Advisors. Nicht nur das: "Die Anleger müssen die Möglichkeit einpreisen, sei sie noch so klein, dass die Regierung eine strategische Bitcoin-Reserve einrichten könnte", wie von Trump versprochen.
Einige Investoren machen aus ihren Erwartungen für die Wahl keinen Hehl. Der prominente Hedgefonds-Manager Daniel Loeb gab vor gut einer Woche in einem Schreiben Anpassungen an seinem Portfolio bekannt, die auf die Erwartung eines guten Abschneidens der Republikaner beruhten. "Die Wahrscheinlichkeit eines Sieges der Republikaner im Weißen Haus hat zugenommen", schrieb er in dem Brief an Investoren seines Fonds Third Point. Selbst wenn Trump nicht gewinnen sollte, dürften seine Republikaner die Mehrheit im Senat übernehmen.
Allerdings gibt es Gegenbewegungen. Am Freitag schlugen Experten von Citi vor, Gewinne aus einigen der Trump Trades nun mitzunehmen. Unter anderem verwiesen sie darauf, dass am Ende die Umfragen immer noch sehr knapp ausfielen. "Obwohl Investoren zu dem Schluss kommen, dass Trump der Sieger sein wird, ist die Tendenz der Umfragen nur mäßig zu seinen Gunsten", hieß es. Die jüngste Reuters/Ipsos-Umfrage sieht Trump und Harris faktisch gleichauf.
(Mit Material von Alun John, Harry Robertson und Carolina Mandl geschrieben von Scot W. Stevenson Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)