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15.02.2025 /10:00:00
WDHLG-INTERVIEW-Rheinmetall sieht auch bei Ende des Ukraine-Kriegs Wachstum

- von Sabine Siebold
München, 15. Feb (Reuters) - Der Rüstungskonzern
Rheinmetall <RHMG.DE> wird seinem Chef Armin Papperger zufolge
auch im Falle eines Waffenstillstands im Ukraine-Krieg auf
Wachstumskurs bleiben. Hintergrund sind etwa die Forderungen von
US-Präsident Donald Trump nach höheren Verteidigungsausgaben in
Europa. "Ich glaube, für unser Unternehmen bedeutet das, dass
wir noch mehr wachsen müssen als bisher gedacht", sagte
Papperger Reuters: "Trump hat deutlich gesagt, dass Europa
erwachsen werden muss und sich die Vereinigten Staaten von
Amerika nicht mehr um die europäische Sicherheit kümmern." In
der Bundesrepublik hatte unter anderem Verteidigungsminister
Boris Pistorius höhere Verteidigungsausgaben gefordert. Für die
Bundeswehr stünden dann zusätzliche Milliarden-Investitionen an,
betonte Papperger. Rheinmetall wolle auch mit Übernahmen
wachsen, um die erwarteten Aufträge stemmen zu können.

Angesichts der geplanten Gespräche zwischen Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sagte der Manager, er sei sich sicher, dass Europa die Ukraine nicht aufgeben werde. Rheinmetall wolle dort seine Fertigungskapazitäten wie geplant ausbauen. Ab 2027 solle der Schützenpanzer Lynx in der Ukraine produziert werden.

Trump und US-Verteidigungsminister Pete Hegseth hatten die Europäer aufgefordert, ihre Rüstungsausgaben in die Höhe zu schrauben. Die USA würden sich stärker auf Asien ausrichten, Europa müsse die Lücke dann selbst schließen, hatte Hegseth gesagt: "Und das wird man nicht schaffen mit zwei oder zweieinhalb Prozent Verteidigungsausgaben." In Deutschland werde dann deutlich mehr in die Bundeswehr investiert, sagte Papperger: "Selbst wenn wir im ersten Schritt auf zweieinhalb Prozent und dann vielleicht später auf drei Prozent aufwachsen, bedeutet das für die deutsche Sicherheitsindustrie, dass wir jedes Jahr eine Größenordnung zwischen 60 und 70 Milliarden an Rüstungsausgaben für Bundeswehr abzuarbeiten haben." Rheinmetall sei dafür gerüstet.

Dringenden Bedarf sieht Papperger vor allem bei Munition. "Wir haben in den letzten zweieinhalb Jahren praktisch alles, was wir in der westlichen Welt hatten, an die Ukraine gegeben", sagte er. Die Lager seien leer - und müssten wieder gefüllt werden. Es müsse "im Bereich der Missiles, im Bereich der Munition, aber auch im Bereich der Fahrzeuge riesige Investitionen geben, um das wieder aufzubauen". Bei der Pulver-Herstellung baue Rheinmetall seine Kapazitäten weiter aus, die des Werks im bayerischen Aschau etwa sollte mindestens verdoppelt werden. "Rheinmetall in Summe wird aufwachsen auf einer Größenordnung von 12.000 bis 14.000 Tonnen Pulver pro Jahr", kündigte er an. Dies werde ab 2026 der Fall sein. Wachsen wolle Rheinmetall aber nicht nur in Europa - auch in den USA wolle der Konzern zulegen. "Die Zielrichtung ist ganz klar, dass wir dort sehr schnell auf einen Jahresumsatz in der Größenordnung von zwei Milliarden Dollar Umsatz wachsen", kündigte er an.

VERKAUFSPROZESS FÜR TKMS GESTOPPT

Rheinmetall wolle insgesamt das Wachstum aus eigener Kraft und auch durch Zukäufe stemmen, sagte der Rheinmetall-Chef weiter. Bei Thyssenkrupps Marine-Tochter TKMS kommt Rheinmetall trotz der Abgabe einer ersten Offerte indes nicht zum Zuge. Da Thyssenkrupp die Tochter abspalten und nicht mehr verkaufen wolle, seien alle Angebote vom Tisch. "Nach meinem Wissensstand ist der Verkaufsprozess gestoppt", sagte Papperger: "Damit sind alle Interessenten raus."

"Wir werden zukaufen, wir werden investieren, stark investieren", sagte der Rheinmetall-Chef, der jüngst ein Bündnis mit der italienischen Leonardo zum Bau von Panzern geschmiedet hatte. Details zu Übernahmen wollte er aber noch nicht nennen: "Wir reden immer dann darüber, wenn es so weit ist."

(Bearbeitet von Matthias Inverardi, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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