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Aufgehellte Zoll-Aussichten treiben Aktien |
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Anleger greifen zu Auto- und Luxuswerten |
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Microsofts KI-Investitionen stützen Chipwerte |
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Euro legt um rund ein Prozent zu |
(Neu: Schlusskurse, Wall Street) |
Frankfurt, 06. Jan (Reuters) - Steigende Kurse bei |
Technologie- und Automobilwerten haben die Börsen in Europa zum |
Wochenstart angeschoben. Der Dax <.GDAXI> kletterte erneut über |
die 20.000er Marke und ging am Montag um 1,6 Prozent fester bei |
20.216 Punkten aus dem Handel. Der EuroStoxx50 <.STOXX50E> zog um |
2,4 Prozent auf 4986 Zähler an. Die Anleger hätten die |
Marktreaktion auf die Fed-Sitzung Mitte Dezember, bei der der |
Zinsausblick der US-Notenbank enttäuscht hatte, nun vollends |
verdaut, kommentierte Konstantin Oldenburger, Analyst beim |
Broker CMC Markets. "Ein anderer wichtiger Treiber der heutigen |
Rally war die Meldung, dass der designierte US-Präsident Donald |
Trump zwar über Zölle nachdenkt, diese jedoch nur auf kritische |
Importe und nicht pauschal auf alles ausgerollt werden sollen." |
Die Spekulationen auf gemäßigtere Zölle in den USA als von Trump im Präsidentschaftswahlkampf angekündigt hatte ein Bericht der "Washington Post" angefacht, demzufolge diskutiert werde, Zölle nur auf bestimmte Sektoren zu erheben, die als kritisch für die nationale oder wirtschaftliche Sicherheit gelten. Zwar sei noch nicht ganz klar, worauf sich die 'kritischen Importe' beziehen, konstatierte Kyle Chapman, Analyst bei der Ballinger Group. "Es sieht jedoch so aus, als ob sich die Beteiligten bereits darauf vorbereiten, das Schlimmste von Trumps Wahlkampfversprechen abzuschwächen, indem sie den Geltungsbereich der Zölle einschränken."
Die Zoll-Spekulationen ließen Anleger vor allem bei europäischen Automobilherstellern zugreifen, die zuletzt unter Druck geraten waren. Der europäische Branchenindex <.SXAP> zog zeitweise um mehr als vier Prozent an und fuhr damit das höchste Plus seit rund zwei Jahren ein. Auch US-Konzerne wie Ford <F.N> und General Motors <GM.N> verteuerten sich um zwei beziehungsweise fünf Prozent. Aufgrund ihrer ausgedehnten Lieferketten wirken sich Zölle gegen Handelspartner der USA auch auf US-Automobilhersteller aus. Der Dow Jondes Index zog zum Wochenauftakt um knapp ein Prozent an.
Angesichts der aufgehellten Zoll-Aussichten waren zudem Luxusfirmen wie LVMH <LVMH.PA> und Hermes <HRMS.PA> begehrt, die jeweils rund vier Prozent nach oben kletterten. Auch der Euro <EUR=> erhielt Auftrieb. Die Gemeinschaftswährung erholte sich in der Spitze um 1,2 Prozent auf 1,0436 Dollar, während der Dollar-Index <=USD> um bis zu ein Prozent auf 107,74 Punkte nachgab.
Für frischen Rückenwind sorgten zudem die Investitionspläne von Microsoft <MSFT.O> sowie der KI getriebene Rekordumsatz bei Foxconn. Microsofts Plan, 80 Milliarden Dollar in KI-gestützte Rechenzentren zu investieren, beflügelte auf beiden Seiten des Atlantiks die Wetten auf eine weiter starkt bleibende Nachfrage nach Halbleitern. Micron <MU.O> war mit einem Anstieg von 10,6 Prozent der größte Gewinner unter den Halbleiteraktien. Infineon <IFXGn.DE> war mit einem Plus von mehr als sieben Prozent der größte Dax-Gewinner.
Der Boom rund um das Thema künstliche Intelligenz (KI) hat auch den Umsatz des taiwanischen Elektronikkonzerns Foxconn im vierten Quartal auf ein Rekordhoch getrieben, was Anleger optimistisch stimmte. Der europäische Technologie-Branchenindex <.SX8P> sprang um knapp vier Prozent nach oben.
Gleichzeitig blicken Börsianer auch zu Beginn des neuen Jahres pessimistisch auf die Konjunktur in der Euro-Zone. Das entsprechende Stimmungsbarometer sank im Januar um 0,2 Punkte auf minus 17,7 Zähler, wie die Beratungsfirma Sentix zu ihrer monatlichen Umfrage unter mehr als 1000 Investoren mitteilte. Das ist der schlechteste Wert seit November 2023. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Experten hatten sogar mit einem Rückgang auf minus 18,0 Punkte gerechnet. "Die Konjunktur in Euroland droht noch tiefer in die Krise zu geraten", lautet das Fazit von Sentix-Geschäftsführer Manfred Hübner.
Steigende Preise für Lebensmittel und Dienstleistungen haben die deutsche Inflation im Dezember zudem überraschend auf den höchsten Stand seit fast einem Jahr getrieben. Die Verbraucherpreise erhöhten sich um 2,6 Prozent zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt zu seiner ersten Schätzung mitteilte. Das ist der höchste Wert seit Januar 2024. Im November hatte die Teuerungsrate noch bei 2,2 Prozent gelegen. "Gerade die höheren Lebensmittelpreise dürften viele in der Weihnachtszeit unmittelbar im Portemonnaie gespürt haben", sagte die Konjunkturexpertin von KfW Research, Stephanie Schoenwald.
(Bericht von Stefanie Geiger und Zuzanna Szymanska, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)