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28.10.2024 /12:51:21
TOP-THEMA-Streit um Sparkurs bei VW - Betriebsrat droht mit Gesprächsabbruch

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Betriebsrat: Zehntausende Stellen in Gefahr

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Betriebsrat: Vorstand will mindestens drei Werke schließen

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Betriebsrat: Lohnkürzungen und Nullrunden
 
(Neu: VW-Reaktion, Details, Hintergrund, Bundesregierung)
- von Christina Amann
Wolfsburg, 28. Okt (Reuters) -

Der Streit um milliardenschwere Einsparungen bei Volkswagen <VOWG_p.DE> eskaliert. VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo drohte am Montag bei einer Informationsveranstaltung in Wolfsburg vor Hunderten Mitarbeitern mit dem Abbruch der Gespräche und warf dem VW-Management vor, die Standorte in Deutschland auszuhungern. "Der Vorstand steht gegen uns", sagte sie. Er habe nicht nur Verträge aufgekündigt, sondern alles, wofür die Kultur bei Volkswagen stehe. "Und er spielt somit massiv mit dem Risiko, dass hier bald alles eskaliert. Und damit meine ich, dass wir die Gespräche abbrechen und machen, was eine Belegschaft machen muss, wenn sie um ihre Existenz fürchtet."

Auch die IG Metall verschärfte den Ton. "Diese
Rabiatpläne des Vorstandes sind in keiner Weise hinnehmbar und
ein Bruch mit alem, was wir in den letzten Jahrzehnten im
Unternehmen erlebt haben", sagte IG Metall-Verhandlungsführer
Thorsten Gröger. Die Gewerkschaft erwarte, dass statt
Kahlschlagfantasien von VW am Verhandlungstisch tragfähige
Zukunftskonzepte präsentiert würden. "Sollte VW am Mittwoch
seinen dystopischen Weg bestätigen, muss der Vorstand mit den
entsprechenden Konsequenzen unsererseits rechnen." Beide Seiten
kommen am Mittwoch zur zweiten Runde der laufenden
Tarifverhandlungen zusammen.
 
Das Unternehmen erklärte dazu, der Vorstand habe der
Mitbestimmung Lösungswege aufgezeigt, die das Unternehmen
finanziell robust für die Zukunft aufstellten und damit
letztlich Arbeitsplätze sicherten. Angesichts des geschrumpften
Marktes habe das Unternehmen ankündigen müssen,
Werksschließungen ohne aktives Gegensteuern nicht mehr
ausschließen zu können. Markenvorstand Thomas Schäfer sagte, die
Kosten an den deutschen Werken seien um ein Viertel bis die
Hälfte höher als das, was sich das Unternehmen vorgenommen habe.
"So wie bisher können wir nicht weitermachen. Wir müssen zügig
eine gemeinsame und tragfähige Lösung für die Zukunft unseres
Unternehmens finden." Das Unternehmen werde am Mittwoch konkrete
Vorschläge zur Senkung der Arbeitskosten machen.
 
Einig sind sich beide Seiten darin, dass Volkswagen
derzeit in Schwiergkeiten steckt. Das Unternehmen verweist auf
den geschrumpften europäischen Markt, auf dem derzeit zwei
Millionen Autos jährlich fehlten - davon entfielen auf VW
ungefähr 500.000. Die Rendite liegt weit unter der Zielmarke von
6,5 Prozent. "Wir haben heftige Probleme. Dem müssen wir bei
Volkswagen begegnen", sagte auch Cavallo. Management und
Arbeitnehmer lägen nicht bei der Analyse der Probleme
auseinander, aber meilenweit bei der Antwort. "Und diese
Probleme sind auch ein Thema für die Politik", sagte sie. "Auch
die muss mal endlich aufwachen." Es reiche nicht nur, zu sagen,
man stehe auf der Seite der Belegschaft. "Wir brauchen einen
umfassenden Plan aus der Politik, wie die Elektromobilität
endlich zum Fliegen kommt. Und ich sage: Wir brauchen darüber
hinaus auch einen Masterplan für den Industriestandort
Deutschland." Ein Regierungssprecher sagte, es sei bekant, dass
das Unternehmen in einer schwierigen Lage sei. Bundeskanzler
Olaf Scholz dringe drauf, dass die Fehler der Vergangenheit
nicht zulasten der Beschäftigten gehen dürften. "Es muss jetzt
um Beschäftigungssicherung gehen."
 
INFOVERANSTALTUNGEN AN ALLEN DEUTSCHEN WERKEN
 
Der Betriebsrat hatte zeitgleich die Mitarbeiter in den
deutschen VW-Werken über die Pläne des Unternehmens informiert.
Demnach wolle Volkswagen mindestens drei Werke in der
Bundesrepublik schließen, Zehntausende Arbeitsplätze seien in
Gefahr. Die verbliebenen Standorte sollten geschrumpft werden,
indem Produkte, Stückzahlen, Schichten und ganze Montagelinien
herausgenommen würden. Cavallo sprach von einem Aushungern.
"Niemand von uns hier kann sich noch sicher fühlen." Der
Vorstand meine seine Pläne ernst. "Das ist der Plan des größten
deutschen Industriekonzerns, in seiner Heimat Deutschland den
Ausverkauf zu starten. Es ist das feste Vorhaben, die
Standortregionen ausbluten zu lassen. Und es ist die klare
Absicht, Zehntausende Volkswagen-Beschäftigte in die
Massenarbeitslosigkeit zu schicken."
 
Die Betriebsratschefin verwies insbesondere auf das Werk
in Osnabrück, aus dem Porsche <P911_p.DE> zuletzt den Auftrag für
den elektrischen 718er abgezogen hatte. "Der Vorstand hält sich
nicht an Absprachen, selbst an die aus der Planungsrunde nicht,
deren Wert hier im Konzern nicht höher hängen kann", kritisierte
sie. In Osnabrück werden derzeit Aufträge für die
Sportwagenmodelle 718 Cayman und Boxster abgearbeitet, die über
die Produktionskapazitäten im Porsche-Hauptwerk Stuttgart
Zuffenhausen hinausgehen. Die Modelle sowie das VW-Fahrzeug
T-Roc Cabrio, laufen bis Frühjahr 2026 aus - ab dann hat das
Werk in Osnabrück keine Aufträge mehr.
 
Die verbleibenden Mitarbeiter müssten sich überdies auf
deutliche Gehaltseinbußen einstellen, sagte Cavallo. So fordere
das Management dauerhaft zehn Prozent weniger Monatsentgelt,
zwei Nullrunden in den Jahren 2025 und 2026 sowie das Aus von
Zulagen und Boni, sagte Cavallo. Die IG Metall fordert für die
VW-Beschäftigten unter anderem sieben Prozent mehr Lohn.

(Bericht von Axel Schmidt und Christina Amann, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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