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28.10.2024 /14:18:24
Palästinenser: 100.000 Bewohner in Nordgaza durch Israels Offensive eingeschlossen

Kairo, 28. Okt (Reuters) - Durch Israels jüngste Offensive im Norden des Gazastreifens sind nach palästinensischer Darstellung etwa 100.000 Menschen von Nahrung und medizinischer Versorgung abgeschnitten worden. Der Katastrophenschutz nannte am Montag Dschabalia, Beit Lahija und Beit Hanun als betroffene Orte. Die drei Krankenhäuser der Region teilten mit, sie könnten kaum noch den Betrieb aufrechterhalten. Zwei gaben an, durch israelischen Beschuss beschädigt worden zu sein und über keine Medikamente, Lebensmittel oder Brennstoff mehr zu verfügen. Mindestens ein Arzt, eine Pflegekraft und zwei behandelte Kinder seien in den vergangenen Tagen gestorben, weil sie nicht hätten versorgt werden können.

Die Nachrichtenagentur Reuters konnte die Angaben nicht prüfen. Die israelische Armee gab am Montag die Festnahme von etwa 100 mutmaßlichen Kämpfern der radikal-islamischen Hamas bei einer Razzia in dem Kamal-Adwan-Krankenhaus bekannt. In dem Hospital und der Umgebung seien Waffen, Geld und Geheimdokumente gefunden worden, hieß es in einer Erklärung. Dem palästinensischen Gesundheitsministerium zufolge war in dem Krankenhaus nur noch ein Mitglied des medizinischen Stabes - ein Kinderarzt - von zuvor 70 übrig, nachdem Israel die anderen festgenommen und ausgewiesen habe.

BEWOHNER: WEDER NETANJAHU NOCH EILAND WERDEN UNS VERTREIBEN

Bewohner im Norden erklärten, die Armee belagere Schulen und andere Orte, wo Vertriebene Zuflucht gesucht hätten. Sie würden herausbeordert, dann die Männer zusammengetrieben. Die Frauen und Kinder würden in Richtung Gaza-Stadt und Süden weggeschickt. "Während die Welt mit dem Libanon und dem neuen unsinnigen Gerede über ein paar Tage Waffenruhe (in Gaza) beschäftigt ist, zerstört die israelische Besatzung den nördlichen Gazastreifen und vertreibt seine Bewohner", schrieb ein Einwohner von Dschabalia Reuters über eine Chat-App. Jedoch würden weder Ministerpräsident Benjamin Netanjahu "noch Eiland in der Lage sein, uns aus dem nördlichen Gazastreifen zu vertreiben".

Mit Eiland ist Giora Eiland gemeint, der ehemalige Leiter des Nationalen Sicherheitsrats von Israel. Er ist der Chefautor eines umstrittenen Plans, wonach die israelische Armee zunächst Zivilisten aus dem nördlichen Gazastreifen räumen sollte. Danach sollten die verbliebenen Hamas-Kämpfer dort durch eine Blockade von Wasser- und Lebensmitteln ausgehungert werden. Der neue Panzervorstoß der Armee in die Region in diesem Monat führte zu Vorwürfen der Palästinenser, das Militär setze diesen Plan um.

Die Armee hat das zurückgewiesen. Ihren Angaben zufolge finden die Vorstöße im Einklang mit internationalem Recht statt. Man gehe gegen Islamisten vor, die die Zivilbevölkerung als menschliche Schutzschilde missbrauchten. Auch mehr als einem Jahr nach dem Überraschungsangriff der Hamas auf Israel greifen Kämpfer der Islamisten israelische Ziele an. Unter anderem setzen sie dabei panzerbrechende Waffen und Granatwerfer ein und legen Sprengsätze in Gebäude, Straßen und an andere Orte, wo sie israelische Soldaten erwarten.

Bei dem Hamas-Angriff am 7. Oktober 2023 waren nach israelischen Angaben 1200 Menschen getötet und 250 als Geiseln verschleppt worden. Durch die israelische Gegenoffensive im Gazastreifen sind nach palästinensischer Darstellung gut 43.000 Menschen getötet worden. Der Küstenstreifen ist weitgehend zerstört.

(Bericht von Nidal al-Mughrabi Geschrieben von Scot W. Stevenson, redigiert von Sabine Ehrhardt Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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