Frankfurt, 08. Nov (Reuters) - Arbeitgeber und Gewerkschaft der Metall- und Elektroindustrie liegen vor dem Einigungsversuch am Montag beim Kernpunkt einer prozentualen Tariferhöhung noch weit auseinander. Das Thema sei am sperrigsten zu besprechen, sagte der Verhandlungsführer des IG-Metall-Bezirks Küste, Daniel Friedrich, am Freitag. "Bei der Frage Geld ist die Fantasie sehr, sehr, sehr gering zurzeit." Der norddeutsche Tarifbezirk ist ebenso wie der Bezirk Bayern vom Bundesvorstand der Gewerkschaft damit beauftragt, am Montag in Hamburg gemeinsam mit den jeweiligen Arbeitgeberverbänden einen Pilotabschluss anzustreben. Das Vorgehen im Tandem ist ein Novum, wurden die Abschlüsse bisher doch immer in einem großen Bezirk, also Baden-Württemberg, Bayern oder Nordrhein-Westfalen, geschmiedet. Der neue Ansatz stehe für mehr Transparenz und breitere Zusammenarbeit in der Tarifpolitik, sagte Friedrich.
Die IG Metall fordert für die 3,9 Millionen Beschäftigten bundesweit sieben Prozent mehr Geld über zwölf Monate Laufzeit. Die Arbeitgeberverbände boten bisher 3,6 Prozent in zwei Stufen bei 27 Monaten Laufzeit an. Zu anderen Forderungen der Gewerkschaft wie mehr Geld für Auszubildende oder eine Ausweitung der Möglichkeit, zwischen mehr Geld und arbeitsfreier Zeit zu wählen, kamen die Tarifparteien in Arbeitsgruppen in den vergangenen Wochen voran.
Seit Ende Oktober gingen schon mehr als 350.000 Beschäftigte der wichtigsten deutschen Industriebranche mit Warnstreiks auf die Straße und vor die Werkstore, um für ihre Forderungen Druck zu machen. "Die Kolleginnen und Kollegen kämpfen um ihre Jobs, um mehr Geld und um Gerechtigkeit", sagte IG-Metall-Chefin Christiane Benner dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Freitagsausgaben). Es gebe eine Einigungschance. "Wir sind aber noch weit voneinander entfernt."
Nach dem Zerfall der Bundesregierung in dieser Woche sei die Sehnsucht nach Stabilität unter den Beschäftigten groß, erklärte der Verhandlungsführer der IG Metall Bayern, Bezirksleiter Horst Ott. Er gehe daher mit der Verantwortung ins Rennen, "dass wenigstens ihr Kompromisse findet - aber nicht um jeden Preis." Denn die Erwartungshaltung an die Lohnerhöhung sei wegen der stark gestiegenen Lebenshaltungskosten ebenfalls sehr hoch.
Die Verhandlung beginnt nach weiteren Aktionen der Gewerkschaft am Montagnachmittag in Hamburg und könnte bis in die Nacht hinein dauern. Sollte kein Abschluss gelingen, sei die Gewerkschaft auf eine Eskalation mit 24-Stunden-Streiks in allen Regionen vorbereitet, erklärte Friedrich.
(Bericht von Ilona Wissenbach. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)