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Renten könnten um rund 3,5 Prozent steigen |
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Beitragssatz steigt früher und schneller als erwartet |
- von Holger Hansen |
Berlin, 08. Nov (Reuters) - Die Bezüge der rund 21 |
Millionen Rentnerinnen und Rentner in Deutschland könnten nach |
ersten Berechnungen der Bundesregierung zum 1. Juli nächsten |
Jahres um 3,51 Prozent steigen. Dies geht aus dem Entwurf des |
Rentenversicherungsberichts hervor, der am Freitag der |
Nachrichtenagentur Reuters vorlag. Damit überträfe die |
Rentenanpassung deutlich die derzeit von der Regierung für 2025 |
erwartete Inflation von 2,0 Prozent. Dabei handelt es sich aber |
nur um Vorausberechnungen. Festgelegt wird die Erhöhung erst im |
Frühjahr, wenn alle Daten zur Lohnentwicklung vorliegen. In |
diesem Jahr waren die Renten um 4,57 Prozent gestiegen. |
Für Arbeitnehmer und Arbeitgeber als Beitragszahler zur Rentenversicherung enthält der Bericht auch schlechte Nachrichten. Der Beitragssatz wird nach den neuen Berechnungen schneller und stärker steigen als bisher erwartet. Insgesamt seien die Einschätzungen mittelfristig ungünstiger als vor einem Jahr, heißt es in dem Bericht, den Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) am Freitag zur Abstimmung an die anderen Ministerien verschickte. Der Beitragssatz steige demnach bereits 2027 von 18,6 Prozent auf 18,9 Prozent. Bisherige Berechnungen gingen von einem Anstieg erst 2028 auf dann 18,7 Prozent aus.
Maßgeblich für die verschlechterten Aussichten beim Beitragssatz ist dem Bericht zufolge vor allem die schlechte wirtschaftliche Entwicklung. Die Beitragseinnahmen blieben hinter den Annahmen zurück. Weitere Aspekte seien die Minderungen der Bundeszuschüsse durch die Haushaltsgesetze, der in der Wachstumsinitiative geplante Wegfall von Arbeitgeberzahlungen für Beschäftigte im Rentenalter und der 2025 deutlich erhöhte Zusatzbeitrag zur Krankenversicherung.
Die langfristige Einschätzung des Beitragssatzes bis zum Jahr 2038 verändert sich dem Bericht zufolge allerdings kaum. Dabei geht der Bericht aber von der Verabschiedung des Rentenpakets II durch den Bundestag aus. Dies ist nach dem Ampel-Bruch fraglich.
Das Rentenpaket II sieht eine Garantie für das Rentenniveau in Höhe von 48 Prozent eines Durchschnittslohns vor, was die Beiträge stärker steigen lässt. Zugleich ist die Einführung einer Aktienrente (Generationenkapital) vorgesehen, die auch nach den neuen Berechnungen den Beitragssatzanstieg um etwa 0,3 Prozentpunkte dämpfen sollen. Allerdings ist völlig offen, ob der Gesetzentwurf vor Neuwahlen noch eine Mehrheit findet. Die FDP hatte das Vorhaben schon vor dem Ampel-Bruch gebremst.
(Bericht von Holger Hansen, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).
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