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26.09.2024 /12:18:50
TOP-THEMA-BASF kürzt Dividende und plant Verkäufe

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BASF rückt von langjähriger Dividendenpolitik ab



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Dividende für 2024 sinkt auf 2,25 (2023: 3,40) Euro je Aktie



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Vorstandschef stellt neue Strategie auf Kapitalmarkttag vor



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Chemieriese bereitet Agrargeschäft auf Börsengang vor
 
(Neu: weitere Aussagen vom Vorstand, Kurs)
Frankfurt, 26. Sep (Reuters) -

Mit einem strikten Sparkurs und einem umfassenden Konzernumbau will der neue BASF <BASFn.DE>-Chef Markus Kamieth den angeschlagenen Chemieriesen zurück auf Kurs bringen. Die Aktionäre müssen sich dafür auf deutliche Einbußen bei der Dividende einstellen, während im Stammwerk Ludwigshafen weitere Anlagenschließungen geprüft und Partnerschaften bis hin zu Börsengängen von Geschäftsbereichen angestrebt werden. "Der Standort Ludwigshafen wird schlanker, aber stärker sein. Er wird eine bessere Wettbewerbsposition auf dem europäischen Markt haben und mittel- und langfristig erfolgreich arbeiten können", erklärte Vorstandsmitglied und Standortleiterin Katja Scharpwinkel am Donnerstag zum Kapitalmarkttag des Unternehmens.

Von seiner langjährigen Dividendenpolitik, die eine
jährliche Erhöhung oder mindestens eine Beibehaltung auf
Vorjahresniveau vorsah, rückt BASF nun ab. Mittelfristig soll
die Gesamtausschüttung durch eine Kombination aus Dividenden und
Aktienrückkäufen lediglich auf dem Niveau der vergangenen Jahre
gehalten werden. Mindestens 2,25 (2023: 3,40) Euro je Aktie will
BASF pro Jahr zahlen - dies gilt bereits für das laufende
Geschäftsjahr 2024. Das wäre die niedrigste Dividende seit
Jahren: 2014 hatte der Dax-Konzern 2,80 Euro je Aktie gezahlt,
seitdem war die Ausschüttung stets gestiegen oder mindestens
stabil geblieben.
 
"Wir werden uns noch stärker auf die Cash-Generierung
konzentrieren. Wir werden die Kapitaldisziplin durch niedrigere

Investitionsausgaben unterstreichen und unsere Kosteneinsparprogramme fortsetzen", sagte Finanzchef Dirk Elvermann. An der Börse kam die neue Dividendenstrategie, die einige Analysten angesichts der anhaltend schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen bereits befürchtet hatten, nicht gut an: BASF-Aktien waren mit einem Minus von fast drei Prozent größter Verlierer im Leitindex Dax <.GDAXI>.

"Die Dividendenstrategie ist bei BASF eine ganz
wesentliche Kauf- und Halteentscheidung nicht nur für
institutionelle, sondern sicherlich auch für Privataktionäre",
warnte

kürzlich ein Top-10-Investor

gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Er betonte, dass eine Änderung einen Bruch mit dem darstelle, wofür BASF in der Vergangenheit gestanden habe.





STAMMWERK LUDWIGSHAFEN STEHT VOR WEITEREN EINSCHNITTEN
 
Kamieth, der Ende April die Führung bei BASF übernommen
hatte, will Investoren am Donnerstag und Freitag auf einem
Kapitalmarkttag seine Strategie für den weltgrößten
Chemiekonzern vorstellen. Die Agrarsparte, Batteriematerialien,
das Coatingsgeschäft mit Lacken sowie das
Abgaskatalysatorengeschäft zählt er nun nicht mehr zum
Kerngeschäft und prüft für sie "aktive Portfolio-Optionen, wenn
dies Mehrwert für BASF und ihre Aktionäre schafft". Der größte
Schritt könnte dabei der Börsengang einer Minderheitsbeteiligung
am Agrargeschäft sein, den der Vorstand in den kommenden Jahren
vorbereiten will. Für das Geschäft mit Bautenanstrichmitteln in
Brasilien, das zu Coatings gehört, ist ein Verkauf geplant. Bei
den Batteriematerialien liegt der Fokus angesichts des Einbruchs
im E-Automarkt auf der Auslastung der bestehenden Kapazitäten.
 
Zum Kerngeschäft zählt Kamieth die Sparten Chemicals,
Materials, Industrial Solutions sowie Nutrition & Care - in etwa
75 Prozent dieser Geschäfte sei BASF unter den drei
Marktführern. Diese Positionen sollen auch durch Übernahmen
gestärkt werden. Gleichzeitig plant Kamieth eine schlankere
Unternehmensstruktur mit flacheren Hierarchien und weniger
Bürokratie. Am Stammwerk Ludwigshafen bleibt die Schließung
zusätzlicher Anlagen wegen mangelnder Wettbewerbsfähigkeit

unverändert ein Thema

- 16 Prozent der rund 900 Produktionseinheiten sind von dieser Überprüfung betroffen. "Weitere Maßnahmen zur Anpassung von Anlagen werden derzeit geprüft und soweit erforderlich schrittweise umgesetzt", sagte Scharpwinkel.

Bereits bekannt ist seit längerem, dass gut ein Dutzend
Anlagen stillgelegt werden sollen. Denn seit zwei Jahren
schreibt der unter hohen Produktionskosten leidende Chemieriese
in Deutschland rote Zahlen. Der Sparkurs wurde

bereits verschärft

und Stellen gestrichen. BASF bekräftigte, bis Ende 2026 jährlich fortlaufende Gesamteinsparungen von rund 2,1 Milliarden Euro anzustreben. Der Konzern setzte sich zudem neue Finanzziele: Das operative Ergebnis (Ebitda) vor Sondereinflüssen soll im Jahr 2028 zwischen zehn und zwölf Milliarden Euro liegen. Für dieses Jahr erwartet BASF bislang ein Ergebnis von 8,0 bis 8,6 (2023: 7,7) Milliarden Euro. Der kumulierte Free Cashflow für 2025 bis 2028 soll mehr als zwölf Milliarden Euro betragen.

(Bericht von Patricia Weiß; redigiert von Ralf Banser Bei Rückfragen wenden Sie sich sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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