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12.05.2025 /10:36:24
TOP-THEMA-Parteikreise: Bas soll SPD-Chefin werden, Klüssendorf Generalsekretär

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Rückzug von Esken machte Weg frei

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Bas hat Unterstützung in allen Partei-Strömungen

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Kreise: Parteilinker Klüssendorf als Generalsekretär

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Bas und Klüssendorf gelten als Gegengewicht zu Klingbeil
 
(Neu: Klüssendorf als Generalsekreträr, Hintergrund)
- von Markus Wacket
Berlin, 12. Mai (Reuters) -

Die SPD schließt die Neu-Aufstellung ihrer Parteispitze nach der verlorenen Bundestagswahl ab. Arbeitsministerin Bärbel Bas soll Parteikreisen zufolge auch SPD-Co-Vorsitzende werden. In Vorstand und Präsidium gebe es große Unterstützung für sie, sagten mit der Personalie Vertraute am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Der Parteilinke Tim Klüssendorf werde das Amt des Generalsekretärs übernehmen, hieß es weiter. Der Posten war freigeworden, da Matthias Miersch zum Fraktionschef der Sozialdemokraten gewählt wurde.

Die frühere Bundestagspräsidentin Bas galt bereits seit
längerem als interessiert und Favoritin für den Posten der
Parteichefin. Der Weg ist auch frei, weil die umstrittene
bisherige Co-Chefin Saskia Esken am Sonntag ihren Verzicht auf
eine neue Kandidatur beim Parteitag Ende Juni erklärt hatte. Es
gilt als sicher, dass Vize-Kanzler und Finanzminister Lars
Klingbeil sich erneut zur Wahl zum Parteichef stellen wird.
 
Wie Esken gehört Bas zwar dem linken Parteiflügel an,
genießt aber auch bei der konservativen Parteiströmung des
"Seeheimer Kreises" Respekt. Zudem kommt die 57-Jährige aus dem
starken Landesverband Nordrhein-Westfalen, der sich in der
letzten Wahlperiode zu wenig in Berlin berücksichtigt sah.
 
BAS MIT IDEALTYPISCHER SPD-BIOGRAFIE
 
Schon die Biografie von Bas spiegelt vieles wider, das
lange als typisch für die Sozialdemokraten galt: Sie stammt aus
eher einfachen Verhältnissen und einer Familie mit sechs
Kindern. Ihr Vater war Busfahrer, die Mutter Hausfrau. Sie wuchs
in Duisburg-Walsum auf, ein Ortsteil geprägt durch die
Stahlindustrie. Das Ruhrgebiet gilt auch als Herzkammer der
Sozialdemokratie. Den Aufstieg schaffte sie ohne klassisches
Abitur und nach einigen Hindernissen. Ihr erster Berufswunsch
als technische Zeichnerin erfüllte sich nach zahlreichen Absagen
nicht. Sie machte zunächst eine Ausbildung bei der Duisburger
Verkehrsgesellschaft und bildete sich dann weiter fort.
 
Mit 20 Jahren trat sie in die SPD ein, engagierte sich
als Betriebsrätin und zunächst als Jugend- und
Azubi-Vertreterin. Sie habe nie mit ihrer Meinung hinterm Berg
gehalten und wenn man klare Positionen vertrete, werde man auch
gewählt, sagte sie einmal. So wurde sie Chefin des
Juso-Unterbezirks Duisburg und zog in den Stadtrat ein.
 
Seit 2009 ist sie im Bundestag. Sie wurde
parlamentarische Geschäftsführerin und 2019
Vize-Fraktionschefin. Im Oktober 2021 trat sie das Amt der
Bundestagspräsidentin an. Dort machte sie sich einen Namen als
konsequente Organisatorin und erteilte in den Debatten viele
Ordnungsrufe.
Der 33-jährige Betriebswirt Tim Klüssendorf hingegen ist
öffentlich noch weitgehend unbekannt. Er ist Sprecher der
Parlamentarischen Linken in der SPD und hat seinen Wahlkreis in
Lübeck. Seit 2021 sitzt er im Bundestag.
 
Bas und Klüssendorf könnten als Gegengewicht in der
Partei zu Lars Klingbeil gesehen werden. Seine Machtfülle als
Vize-Kanzler, Finanzminister und Parteichef wird in der Partei
gerade von der Linken kritisiert. Dabei habe er genau wie Esken
die Wahlniederlage im Februar mitzuverantworten. Klingbeil
gehört zur konservativen SPD-Strömung des "Seeheimer Kreises".

(Bericht von: Markus Wacket, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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