Berlin, 12. Mai (Reuters) - Der deutsche Außenhandelsverband BGA begrüßt die Annäherung im Handelsstreit zwischen den USA und China. "Eine Entspannung im Zollkrieg unserer beiden größten Handelspartner bedeutet auch für unsere Händler eine Entschärfung der Lage", sagte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Dirk Jandura, am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Doch auf europäischer Ebene ticke die Uhr. Die EU und die USA müssten vor Ablauf ihrer 90-tägigen Zollpause zu einer Einigung finden. "Aber es darf keine Einigung um jeden Preis geben", betonte Jandura. "Vielmehr müssen wir Europäer uns auf unsere eigene wirtschaftliche Stärke besinnen und auf neue Handelspartner zugehen."
Die USA und China einigten sich auf eine 90-tägige Pause in dem Streit sowie deutlich niedrigere Zollsätze. US-Finanzminister Scott Bessent sagte, nach Verhandlungen mit China würden die gegenseitigen Zölle um mehr als 100 Prozentpunkte auf 10 Prozent gesenkt. "Die Einigung auf die Zollpause zwischen den USA und China ist ein gutes Zeichen", sagte Jandura. "Wie bei der vorübergehenden Aussetzung der EU-Zölle gibt diese Atempause den Verhandlern den nötigen Raum für ihre Gespräche und verhindert ein weiteres Hochschaukeln des Konfliktes." Mehr Freihandel bedeute mehr Wachstum für alle.
Ökonomen begrüßen die Vereinbarung ebenfalls. "Ohne diese Pause wäre der direkte Handel zwischen den USA und China nahezu zum Erliegen gekommen", sagte der Chefvolkswirt der Bank Berenberg, Holger Schmieding. "Das hätten beide Seiten sich nicht lange leisten können. Den USA hätte Stagflation oder sogar eine Rezession bei gleichzeitig steigender Inflation gedroht." Allerdings gibt es auch Warnungen vor allzu großer Euphorie. "Trotzdem bleibt das Zollniveau höher als zu Jahresanfang und ist ein Deal noch nicht ausgemachte Sache", sagte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. "Nur weil das Worst-Case-Szenario nicht eintritt, ist nicht alles gut."
US-Präsident Donald Trump hat zahlreiche Handelspartner mit Sonderzöllen überzogen. Er will damit das Handelsdefizit der USA reduzieren. Im Visier hat er auch die EU. Hier läuft gerade eine 90-tägige Pause, um Zeit für Verhandlungen zu haben.
(Bericht von René Wagner, redigiert von Thomas Seythal)