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12.05.2025 /12:00:55
FOKUS 1-Umweltbundesamt: Soziale Aspekte bei Klima- und Umweltschutz stärken

(neu: Äußerungen aus PK)

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Umwelt- und Klimaschutz für Bevölkerung weniger wichtig

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Umweltbundesamt: Andere Krisen haben an Bedeutung gewonnen

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Messner: Legitimationsgrundlage für ambitioniertes Handeln
 
Berlin, 12. Mai (Reuters) - Trotz Besorgnis angesichts
der Erderwärmung verlieren Umwelt- und Klimaschutz für die
Menschen in Deutschland an Bedeutung. Stattdessen werden die
Situationen im Gesundheits- oder Bildungssektor wie auch
wirtschaftliche Entwicklung sowie öffentliche Sicherheit und
Kriege als wichtiger wahrgenommen. Das zeigte eine am Montag
vorgestellte Studie des Umweltbundesamts. Mit 54 Prozent der
Befragten hält zwar mehr als die Hälfte Umwelt- und Klimaschutz
für sehr wichtig. Doch 2020 habe dieser Wert noch 65 Prozent
betragen. Der Präsident des Umweltbundesamtes, Dirk Messner,
forderte, stärker soziale Aspekte wie die Bezahlbarkeit beim
Klimaschutz zu beachten.

Das Umweltbundesamt verwies darauf, dass die Zustimmung bei 90 Prozent liege, wenn bei Umwelt- und Klimaschutz die Antworten sehr wichtig und eher wichtig zusammengezählt würden. Messner wertete dies als "Legitimationsgrundlage für ambitioniertes Handeln". Umwelt- und Klimapolitik würden für wichtig erachtet. Aber die soziale Dimension müsse verstärkt werden.

MESSNER: HÖHERE PRIORITÄT FÜR SOZIALE ABFEDERUNG

"Die Menschen unterstützen umwelt- und klimapolitische Maßnahmen, verweisen aber immer wieder auf die Bezahlbarkeit dieser Optionen", sagte Messner. "Und deswegen muss das eine noch höhere Priorität haben." Er verwies beispielhaft auf den ab 2027 anstehenden Emissionshandel für den Kohlendioxid-Ausstoß etwa beim Heizen und im Verkehr. Die Menschen würden in ihrem Geldbeutel spüren und an den Zapfsäulen und bei den Heizrechnungen sehen, dass sich ihre Kosten erhöhten. Wenn hier kein sozialer Ausgleich etwa durch ein Klimageld erfolge, "dann können wir hier in ein schwieriges Fahrwasser reinlaufen".

Die rückläufige Bedeutung von Umwelt- und Klimaschutz in den Prioritäten der Menschen erklärte Messner vor allem damit, dass andere Krisen an Bedeutung gewonnen hätten. Kriege und die wirtschaftliche Entwicklung seien eine große Sorge der Menschen. Noch viel fundamentaler seien aber die Erwartungen, dass sich staatliche Grundfunktionen wie Gesundheit, Bildung und innere Sicherheit verbessern müssten.

In der Bevölkerung findet auch das Ziel, die globale Erwärmung unter zwei Grad zu halten, weniger Unterstützung. Gleichzeitig bleibe das Interesse an konkreten Umweltthemen allerdings stabil oder steige: Der Kampf gegen Plastikmüll, der Schutz von Wäldern und der Erhalt der Artenvielfalt gewinnen im Vergleich zur Umweltbewusstseinstudie 2023 leicht an Bedeutung.

Mit Blick auf die Folgen des Klimawandels schwindet der Studie zufolge zudem die Zuversicht. Nur noch ein Drittel glaube, dass Deutschland die Klimafolgen bewältigen könne. Das sei der niedrigste Wert seit 2002. Zwei Drittel der Menschen fühlten sich durch Hitzewellen gesundheitlich belastet, ein Viertel sehe in der eigenen Umgebung keinen ausreichenden Hitzeschutz. Für die Studie wurden den Angaben zufolge im Herbst 2024 2552 Menschen ab 18 Jahren befragt. Seit 1996 wird die Erhebung alle zwei Jahre vorgenommen.

(Bericht von Holger Hansen, redigiert von Philipp Krach, Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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