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07.10.2024 /16:05:07
FOKUS 1-Varta - Sanierung und Brückenkredit unter Dach und Fach

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Verträge mit Gläubigern und Aktionären unterschrieben

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Porsche AG will 70 Prozent an Tochter V4Drive

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Sanierungsplan soll noch im Oktober vorliegen
 
(neu: Porsche meldet Übernahme von V4Drive an; Details)
München, 07. Okt (Reuters) - Der Batteriehersteller
Varta <VAR1.DE> ist seiner finanziellen Sanierung einen großen
Schritt näher gerückt. Die Verträge mit den Kreditgebern und
Schuldscheingläubigern sowie mit den künftigen Aktionären, dem
österreichischen Investor Michael Tojner und dem
Sportwagenbauer Porsche <P911_p.DE>, seien unterschrieben, teilte
das angeschlagene Unternehmen am Montag im schwäbischen
Ellwangen mit. Zuletzt hatte es in den seit Juli laufenden
Verhandlungen immer noch Unstimmigkeiten über Details gegeben.
Tojner und Porsche stellen zusammen 60 Millionen Eigenkapital
zur Verfügung. Die übrigen Aktionäre gehen leer aus. Trotzdem
lag die Aktie am Montag noch bei 1,42 Euro.
Die Porsche AG steigt nicht nur mit 50 Prozent bei der
Varta AG ein, sondern will auch etwa 70 Prozent an der Tochter
V4Drive Battery übernehmen, deren Batterien Porsche für seine
Hybrid-Sportwagen braucht. Das geht aus der Anmeldung der
Transaktion bei der österreichischen Wettbewerbsaufsicht hervor.
Die Höhe der geplanten Mehrheitsbeteiligung an V4Drive war
bisher nicht bekannt.
 
Die Zeit, bis alle Beteiligten dem Sanierungsplan im
Zuge des vorinsolvenzlichen StaRUG-Verfahrens zugestimmt haben,
überbrückt Varta mit einem bis zu 30 Millionen Euro schweren
Brückenkredit, der von einem Teil der kreditgebenden Banken
kommt. Der Plan soll noch im Oktober finalisiert werden, danach
muss er - voraussichtlich noch in diesem Jahr - vom zuständigen
Gericht in Stuttgart abgesegnet werden. Die erforderlichen
Mehrheiten der unterschiedlichen Interessengruppen seien
gesichert, erklärte der Vorstand.
 
Varta hatte sich mit gefloppten Investitionen übernommen
und war in eine existenzbedrohende Krise gerutscht. Nach dem
Sanierungsplan verzichten die Gläubiger nun auf mehr als die
Hälfte der Kredite und Schuldscheindarlehen.
 
Aktionärsvertreter äußern Unmut. Sie kritisieren, dass
nur der Großaktionär Tojner neue Aktien erhält, während sie in
dem StaRUG-Verfahren leer ausgehen sollen. Varta argumentiert,
dass eine öffentliche Kapitalerhöhung schon technisch nicht
möglich sei: Für den vorgeschriebenen Börsenprospekt bräuchte
das Unternehmen einen testierten Jahresabschluss. Dafür wiederum
ist eine positive Fortführungsprognose nötig, die Varta aber nur
dann von den Gutachtern bekommt, nachdem frisches Geld geflossen
ist. Experten halten das Dilemma für einen Konstruktionsfehler
des vor vier Jahren eingeführten Sanierungsverfahrens.

(Bericht von Alexander Hübner. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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