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Verträge mit Gläubigern und Aktionären unterschrieben |
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Porsche AG will 70 Prozent an Tochter V4Drive |
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Sanierungsplan soll noch im Oktober vorliegen |
(neu: Porsche meldet Übernahme von V4Drive an; Details) |
München, 07. Okt (Reuters) - Der Batteriehersteller |
Varta <VAR1.DE> ist seiner finanziellen Sanierung einen großen |
Schritt näher gerückt. Die Verträge mit den Kreditgebern und |
Schuldscheingläubigern sowie mit den künftigen Aktionären, dem |
österreichischen Investor Michael Tojner und dem |
Sportwagenbauer Porsche <P911_p.DE>, seien unterschrieben, teilte |
das angeschlagene Unternehmen am Montag im schwäbischen |
Ellwangen mit. Zuletzt hatte es in den seit Juli laufenden |
Verhandlungen immer noch Unstimmigkeiten über Details gegeben. |
Tojner und Porsche stellen zusammen 60 Millionen Eigenkapital |
zur Verfügung. Die übrigen Aktionäre gehen leer aus. Trotzdem |
lag die Aktie am Montag noch bei 1,42 Euro. |
Die Porsche AG steigt nicht nur mit 50 Prozent bei der |
Varta AG ein, sondern will auch etwa 70 Prozent an der Tochter |
V4Drive Battery übernehmen, deren Batterien Porsche für seine |
Hybrid-Sportwagen braucht. Das geht aus der Anmeldung der |
Transaktion bei der österreichischen Wettbewerbsaufsicht hervor. |
Die Höhe der geplanten Mehrheitsbeteiligung an V4Drive war |
bisher nicht bekannt. |
Die Zeit, bis alle Beteiligten dem Sanierungsplan im |
Zuge des vorinsolvenzlichen StaRUG-Verfahrens zugestimmt haben, |
überbrückt Varta mit einem bis zu 30 Millionen Euro schweren |
Brückenkredit, der von einem Teil der kreditgebenden Banken |
kommt. Der Plan soll noch im Oktober finalisiert werden, danach |
muss er - voraussichtlich noch in diesem Jahr - vom zuständigen |
Gericht in Stuttgart abgesegnet werden. Die erforderlichen |
Mehrheiten der unterschiedlichen Interessengruppen seien |
gesichert, erklärte der Vorstand. |
Varta hatte sich mit gefloppten Investitionen übernommen |
und war in eine existenzbedrohende Krise gerutscht. Nach dem |
Sanierungsplan verzichten die Gläubiger nun auf mehr als die |
Hälfte der Kredite und Schuldscheindarlehen. |
Aktionärsvertreter äußern Unmut. Sie kritisieren, dass |
nur der Großaktionär Tojner neue Aktien erhält, während sie in |
dem StaRUG-Verfahren leer ausgehen sollen. Varta argumentiert, |
dass eine öffentliche Kapitalerhöhung schon technisch nicht |
möglich sei: Für den vorgeschriebenen Börsenprospekt bräuchte |
das Unternehmen einen testierten Jahresabschluss. Dafür wiederum |
ist eine positive Fortführungsprognose nötig, die Varta aber nur |
dann von den Gutachtern bekommt, nachdem frisches Geld geflossen |
ist. Experten halten das Dilemma für einen Konstruktionsfehler |
des vor vier Jahren eingeführten Sanierungsverfahrens. |
(Bericht von Alexander Hübner. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)