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Pöllinger geht Ende Oktober, Finanzchef erst im März |
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Chef-Sanierer Baur ist der neue starke Mann |
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BayWa-Aktie legt fast vier Prozent zu |
(neu: Aufsichtsratschef Scheller, Aktie) |
München, 17. Okt (Reuters) - Der angeschlagene |
Agrarkonzern BayWa <BYWGnx.DE> trennt sich von Vorstandschef |
Marcus Pöllinger und Finanzvorstand Andreas Helber. Pöllinger, |
der das Unternehmen seit eineinhalb Jahren führt, geht Ende |
Oktober, wie die BayWa am Donnerstag in München mitteilte. |
Helber, der seit fast 14 Jahren Finanzvorstand ist, soll noch |
den Jahresabschluss des verschachtelten Unternehmens |
fertigstellen und dann Ende März 2025 ausscheiden. Ihr Abschied |
hatte sich abgezeichnet, nachdem die BayWa im Sommer in eine |
existenzbedrohende Krise geraten war. Neuer starker Mann ist der |
Sanierungsexperte Michael Baur. Die BayWa hatte ihn von der |
Unternehmensberatung Alix Partners angeheuert, zunächst als |
externen Restrukturierer, später als Generalbevollmächtigten. Er |
soll nun in den Vorstand einziehen. |
"Baur spielt dort natürlich eine sehr wichtige Rolle", |
sagte Aufsichtsratschef Gregor Scheller der Nachrichtenagentur |
Reuters. "Die BayWa braucht auch einen Neuanfang." Das |
Unternehmen zitierte Scheller mit den Worten: Die erforderliche |
Restrukturierung und die damit einhergehende neue Struktur der |
BayWa erfordern neue Kompetenz für den Vorstand." Die Suche nach |
einem Nachfolger für Pöllinger habe begonnen. Scheller wollte |
sich nicht festlegen, wann die Suche abgeschlossen sein werde. |
Die BayWa-Aktie legte nach der Mitteilung fast vier Prozent auf |
11,30 Euro zu. |
Der hochverschuldete Agrar- und Baustoffhändler hatte im |
Juli akute Liquiditätsengpässe eingestehen müssen, unter anderem |
weil das Projektgeschäft mit Wind- und Solaranlagen ins Stocken |
geraten war und die Zinsen anzogen. Noch wenige Wochen zuvor |
hatte die BayWa eine Anleihe über 500 Millionen Euro getilgt, |
die Begebung einer neuen Anleihe war gescheitert, weil die |
Investoren dem Unternehmen damals schon misstrauten. Die Banken |
und die Großaktionäre aus dem Genossenschaftssektor stützen das |
Unternehmen mit mehr als einer Milliarde Euro, eine endgültige |
Lösung soll bis zum Jahresende gefunden werden. Scheller wollte |
sich nicht zu Inhalten des Sanierungsgutachtens äußern, das die |
Trennung von einzelnen Geschäftsbereichen vorschlägt. Zunächst |
gehe es darum, Ruhe ins Unternehmen zu bringen. |
Pöllinger war lange Jahre die rechte Hand seines |
Vorgängers als Vorstandschef, Klaus Josef Lutz. Dieser ging aber |
bald auf Distanz zu Pöllinger und trat als Aufsichtsratschef |
zurück, nachdem das Gremium eine Abberufung des Vorstandschefs |
nicht mittragen wollte. |
(Bericht von Alexander Hübner. Redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)