Kairo/Jerusalem, 27. Dez (Reuters) - Bei einer Razzia im Gazastreifen haben israelische Soldaten nach Angaben palästinensischer Behörden ein Krankenhaus räumen lassen. Insgesamt 350 Personen mussten am Freitag die Kamal-Adwan-Klinik im nördlichen Teil des Küstengebiets verlassen, wie der Direktor der palästinensischen Gesundheitsbehörde, Munir Al-Bursch, erklärte. Bei ihnen habe es sich um 185 Mitglieder des medizinischen Personals und 75 Patienten sowie deren Angehörige gehandelt. Sie seien in eine ehemalige Schule in der Nähe geschickt worden, die als Flüchtlingsunterkunft diene. Ein Teil der Klinik in Beit Lahija stehe in Flammen, der Kontakt zu den dort noch befindlichen Mitarbeitern sei abgebrochen.
Das israelische Militär teilte mit, ein kleiner Brand in einem leeren Gebäude auf dem Klinikgelände sei unter Kontrolle. Dem Militär sei derzeit nicht bekannt, dass das Feuer von den eigenen Soldaten gelegt worden sei. Den Einsatz begründete die Armee damit, dass Kämpfer der radikal-islamischen Hamas das Krankenhaus zu einem ihrer Hauptquartiere umfunktioniert hätten. Das Militär habe sich bemüht, Opfer unter den Zivilisten zu vermeiden und deshalb die "sichere Evakuierung unterstützt".
Nach Angaben aus palästinensischen Medizinerkreisen ist das Kamal-Adwan-Krankenhaus bereits wiederholt vom israelischen Militär angegriffen worden. Dasselbe gelte für zwei weitere Kliniken im Norden des Gazastreifens, wo Israel seine Offensive seit Wochen vorantreibe.
Der Krieg im Gazastreifen wurde ausgelöst durch den Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem nach israelischen Angaben 1200 Menschen getötet und 251 verschleppt wurden. Laut den Gesundheitsbehörden im Gazastreifen wurden durch die israelische Offensive dort mehr als 45.300 Palästinenser getötet. Ein Großteil der 2,3 Millionen Einwohner wurde vertrieben.
(Bericht von Nidal al-Mughrabi und James Mackenzie, geschrieben von Elke Ahlswede. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)