(Neu: Analyst, Aktie) |
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Cartier-Hersteller findet zu Wachstum zurück |
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Umsatz übertrifft Prognose deutlich |
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Wendepunkt für die Branche? |
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Aktie klettert 15 Prozent und gibt Sektor Schub |
Zürich, 16. Jan (Reuters) - Der Luxusgüterkonzern |
Richemont <CFR.S> hat im wichtigen Weihnachtsquartal überraschend |
stark abgeschnitten. Der Umsatz des Herstellers von |
Cartier-Schmuck und Uhren der Marken IWC und A. Lange & Söhne |
zog um zehn Prozent auf den Rekordwert von 6,15 Milliarden Euro |
an, wie das Schweizer Unternehmen am Donnerstag mitteilte. |
Analysten waren dagegen davon ausgegangen, dass sich die |
Stagnation der vorangegangenen sechs Monate fortsetzen würde. |
"Luxusmüdigkeit? Nicht bei Richemont", erklärte Vontobel-Analyst |
Jean-Philippe Bertschy. An der Börse sprangen die Titel von |
Richemont um 15 Prozent nach oben und verliehen auch anderen |
Branchenvertretern wie dem Branchenprimus LVMH <LVMH.PA> oder |
Kering <PRTP.PA> kräftigen Rückenwind. |
Mit Ausnahme von China legten alle bedeutenden Regionen im Schlussquartal 2024 kräftig zu. Wichtigster Treiber war Amerika, wo das Wachstum dank lokaler Nachfrage 22 Prozent erreichte. In Europa, das 19 Prozent wuchs, griffen neben den heimischen Verbrauchern auch Touristen aus Nordamerika und dem Nahen Osten zu. Im Großraum China schrumpfte der Umsatz dagegen um 18 Prozent. Chinas Wirtschaft kämpft wegen der anhaltenden Immobilienkrise und der hohen Jugendarbeitslosigkeit mit Gegenwind.
Die glänzenden Zahlen von Richemont erwischten viele Anleger auf dem falschen Fuß, denn der Luxussektor kämpft bislang mit den schwächsten Wachstumsraten seit Jahren. Angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheit und der höheren Preise sitzt den Verbrauchern das Geld nicht mehr so locker in der Brieftasche. Die Analysten von JP Morgan erklärten, die Umsatz-Beschleunigung bei Richemont könnte ein Hinweis sein, dass das Weihnachtsgeschäft allgemein stärker gewesen sei als erwartet. Kepler-Cheuvreux-Analyst Jon Cox äußerte sich etwas vorsichtiger. "Es ist wahrscheinlich zu früh, um zu sagen, ob dies ein Wendepunkt für den Luxusgütersektor ist, aber es ist auf jeden Fall sehr ermutigend."
In der Branche hat sich zuletzt eine Kluft aufgetan. Konzerne im oberen Preissegment wie der Lederwarenhersteller Hermes <HRMS.PA> schnitten dabei besser ab als Unternehmen mit erschwinglicheren Produkten wie etwa Burberry. Auch Richemont kann bei preisunempfindlichen Kunden punkten. Mit Cartier, Van Cleef & Arpels und Buccellati ist das Genfer Unternehmen Weltmarktführer bei Markenschmuck.
(Bericht von Oliver Hirt und John Revill, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)