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Bekannt für Attacken gegen Adani und Nikola |
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Hindenburg suchte "menschengemachte Katastrophen" |
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Firmengründer: "Nur ein Kapitel in meinem Leben" |
(neu: mehr Investments, Zitate, Adani-Kusreaktion) |
New York, 16. Jan (Reuters) - |
Der amerikanische Leerverkäufer Hindenburg Research löst sich überraschend auf. Gründer Nathan Anderson hatte mit Attacken auf große Unternehmen wie das Konglomerat des indischen Milliardärs Gautam Adani und den Elektro-Lkw-Bauer Nikola <NKLA.O> Schlagzeilen gemacht. "Der Plan war, aufzuhören, wenn wir die Pipeline der Ideen, an denen wir gearbeitet haben, abgeschlossen haben", teilte Anderson am Mittwochabend (Ortszeit) auf der Website von Hindenburg mit. "Dieser Tag ist heute." Die Arbeit für Hindenburg sei "ziemlich intensiv, manchmal allumfassend" gewesen. Er habe viel verpasst - vom Rest der Welt und von den Menschen, die ihm wichtig seien. "Ich sehe Hindenburg jetzt als ein Kapitel in meinem Leben, nicht als etwas, was mich bestimmt."
Anderson hatte seine Firma für Investment-Studien vor |
acht Jahren gegründet und nach dem deutschen Zeppelin |
"Hindenburg" benannt, der 1937 im Anflug auf New Jersey |
spektakulär in Flammen aufging - eines der schwersten Unglücke |
der Luftfahrt. Hindenburg war laut seiner Selbstdarstellung auf |
der Suche nach "menschengemachten Katastrophen" wie |
Bilanzierungs-Verstößen, Missmanagement und heimlichen |
Aktientransaktionen von Vorständen oder Aufsichtsräten der |
Unternehmen. Anderson investierte stets sein eigenes Geld und |
nicht das von Fondsanlegern. |
Leerverkäufer - auf englisch "Shortseller" - wie |
Hindenburg arbeiten mit sogenannten Short-Attacken. Dafür leihen |
sie sich Aktien, von denen sie glauben, dass der Kurs fallen |
wird, und verkaufen sie sofort. Danach veröffentlichen sie |
kritische Berichte über die Unternehmen, oft als Ergebnis |
monatelanger Recherchen. Wenn der Kurs wie erwartet fällt, weil |
sich andere Investoren ihrer Ansicht anschließen, können sie die |
Aktien bis zum Rückgabetermin günstiger zurückkaufen. Die |
Differenz ist ihr Gewinn. Funktioniert die Strategie nicht, |
drohen allerdings hohe Verluste. |
Hindenburg hatte sich vor allem mit seiner Wette gegen |
die indische Adani Group im Jahr 2023 einen Namen gemacht, die |
dazu führte, dass die Aktien der verschiedenen börsennotierten |
Gesellschaften des Konzerns mehr als 100 Milliarden Dollar an |
Wert verloren. Der Leerverkäufer warf Adani vor, Steuerparadiese |
ungerechtfertigt genutzt zu haben. Das Unternehmen dementierte. |
Doch die US-Strafverfolgungsbehörden erhoben im November Anklage |
gegen Gautam Adani, einen der reichsten Menschen der Welt, wegen |
eines milliardenschweren Betrugs- und Bestechungs-Systems. Nach |
dem Bekanntwerden des Rückzugs von Hindenburg legten die Aktien |
mehrerer Adani-Gesellschaften am Mittwoch kräftig zu. |
"Wir haben einige Imperien durchgeschüttelt, bei denen |
wir das Gefühl hatten, dass sie durchgeschüttelt werden |
müssten", schrieb Anderson am Mittwoch. Fast 100 Menschen seien |
zumindest in Teilen aufgrund seiner Arbeit von |
Regulierungsbehörden zur Rechenschaft gezogen worden. 2020 hatte |
Hindenburg Research den Elektro-Lkw-Bauer Nikola ins Visier |
genommen. Der Leerverkäufer warf ihm vor, die Anleger hinters |
Licht geführt zu haben, was seine technologischen Entwicklungen |
betraf: So sei ein Elektro-Lastwagen, den Nikola in einem Video |
in voller Fahrt gezeigt hatte, tatsächlich nur einen Hügel |
hinuntergerollt worden. Ein US-Gericht verurteilte Firmengründer |
Trevor Milton 2022 wegen Anlegerbetrugs. |
Ein anderer prominenter Leerverkäufer hatte 2023 |
aufgegeben. Jim Chanos, der mit seinen Wetten gegen den |
Energiehändler Enron berühmt geworden war, der 2001 in einem |
Bilanzierungsskandal unterging, schloss seinen Hedgefonds. Das |
Geschäftsmodell sei unter Druck geraten, begründete er den |
Schritt. |
(Bericht von Carolina Mandl Mitarbeit: Pritam Biswas und Savyata Mishra geschrieben von Birgit Mittwollen und Alexander Hübner, redigiert von Myria Mildenberger Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)