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11.11.2024 /12:36:10
Mahnende Appelle zu Beginn der Weltklimakonferenz

Baku, 11. Nov (Reuters) - Angesichts eines Jahres mit zahlreichen Wetterkatastrophen hat in Aserbaidschans Hauptstadt Baku die 29. Weltklimakonferenz mit mahnenden Forderungen nach mehr und rascherem Handeln begonnen. Zur Eröffnung appellierte der aserbaidschanische Konferenzleiter Muchtar Babajew am Montag an die teilnehmenden Staaten, das Treffen als "Moment der Wahrheit" zu begreifen. Die Konferenz werde das Engagement für das Klimasystem auf die Probe stellen. Der Klimawandel sei bereits da und die betroffenen Menschen bräuchten "mehr als Mitleid, Gebete und Papierkram", sagte Babajew. "Wir müssen jetzt zeigen, dass wir bereit sind, die Ziele, die wir uns gesetzt haben, zu erreichen." Hauptthema der COP29 dürfte das Geld werden, das reichere Länder aufbringen sollen, um ärmere Länder im Kampf gegen den Klimawandel zu unterstützen. Dazu werden schwierige Verhandlungen erwartet.

Im Kern geht es um ein neues Klimafinanzziel. Dabei steht eine Forderung über bis zu eine Billion Dollar an jährlicher Klimafinanzierung für Entwicklungsländer im Raum, um das bisherige Ziel von 100 Milliarden Dollar jährlich zu ersetzen. "Klimafinanzierung ist keine Wohltätigkeit", sagte der Chef des UN-Klimasekretariats, Simon Stiell, bei der Eröffnung. "Ein ambitioniertes neues Finanzierungsziel liegt im Eigeninteresse jeder Nation, einschließlich der größten und reichsten."

Belastet werden dürften die Gespräche nicht nur von der angespannten geopolitischen Lage wie den Kriegen in der Ukraine und im Gazastreifen oder den Handelsstreitigkeiten mit China. Vor allem der Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl hängt wie ein Damoklesschwert über der Konferenz. Trump, der den menschengemachten Klimawandel in Abrede stellt, hatte bereits im Wahlkampf angekündigt, die USA wieder aus dem Pariser Abkommen zurückzuziehen, mit dem die klimaschädlichen Emissionen reduziert und die Erderwärmung begrenzt werden soll. Das hatte er schon nach seiner Wahl 2016 angestoßen, wurde aber von seinem Nachfolger Joe Biden noch gestoppt. Zudem bleiben einige Staats- und Regierungschefs dem Treffen fern. Dazu zählen der scheidende US-Präsident Biden, Chinas Präsident Xi Jinping, Bundeskanzler Olaf Scholz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Auch die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, hat abgesagt.

Die Konferenz ist bis zum 24. November geplant, ging aber in den vergangenen Jahren häufig in die Verlängerung. Der öl- und gasreiche Gastgeber Aserbaidschan steht unter dem Druck, die im vergangenen Jahr auf der COP28 gemachte Zusage, von fossilen Brennstoffen wegzukommen, zu erfüllen. Die Öl- und Gaseinnahmen des Staates am Kaspischen Meer machten im Jahr 2023 35 Prozent seiner Wirtschaft aus, zwei Jahre zuvor waren es noch 50 Prozent. Nach Angaben der Regierung werden diese Einnahmen bis 2028 auf 22 Prozent sinken. Aserbaidschan hat sich zudem dafür eingesetzt, den globalen Übergang zu sauberer Energie zu beschleunigen und zugleich Gas als Übergangskraftstoff angepriesen.



(Bericht von Valerie Volcovici und Nailia Bagirova, geschrieben von Christian Götz, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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