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11.11.2024 /13:33:05
FOKUS 2-Briefporto steigt - Post hatte sich aber mehr erhofft

(Neu: Stellungnahme Post, Kreise Bundesnetzagentur)

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Regulierer - Briefpreise können um 10,48 Prozent steigen



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Post hatte mehr Spielraum angemahnt



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Post kritisiert Entscheidung - und muss Briefpreise vorlegen





Düsseldorf, 11. Nov (Reuters) - Die Verbraucher werden
im kommenden Jahr mehr für ihre Briefe zahlen müssen: Die
Bundesnetzagentur hat der Deutschen Post <DHLn.DE> grünes Licht
für eine Portoerhöhung gegeben. Der Regulierer räumt dem Bonner
Konzern aber weniger Spielraum für Preiserhöhungen ein als
dieser gefordert hatte. Die Post unterstrich, sie könne im
deutschen Briefgeschäft mit den Vorschlägen nicht auskömmlich
arbeiten. Der Konzern prüfe das Vorgehen der Netzagentur und
werde dann über eine mögliche Klage entscheiden, sagte ein
Sprecher. Aktien des Post-Mutterkonzerns DHL gaben leicht nach.

Die Bundesnetzagentur gibt der Post von Januar bis zum 31. Dezember 2026 einen Spielraum für Erhöhungen der Preise beim Brief von durchschnittlich 10,48 Prozent und bekräftigte damit ihre ursprünglichen Vorschläge, wie die Regulierungsbehörde am Montag mitteilte. Auch Geschäftspost soll sich in diesem Rahmen verteuern. Bei Paketen sollen Privatkunden im Mittel 7,21 Prozent mehr zahlen. "Die Forderung der Post nach einem noch stärkeren Anstieg kann ich nicht nachvollziehen", sagte der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller. Der Regulierer ermögliche der Post bereits "eine deutliche Steigerung der Porti".

Die Post muss nun entscheiden, wie sie die Spielräume für die Preise bei den einzelnen Produktgruppen nutzt. Rein rechnerisch könnte sich etwa der Preis für das Massenprodukt Standardbrief im neuen Rahmen ab 2025 von derzeit 85 Cent auf einen Euro erhöhen. Mit den Vorschlägen der Post wird nun binnen Tagen gerechnet.

Die Post hatte mehr Spielraum für Preiserhöhungen angemahnt und auf die hohe Inflation und gestiegene Personal- und Energiekosten bei gleichzeitig sinkenden Briefmengen verwiesen. "Das geht wirtschaftlich nicht auf", hatte Finanzchefin Melanie Kreis zu den Vorschlägen der Netzagentur gesagt. "Die Briefentgelte bleiben (..) aber dennoch zu gering", sagte ein Sprecher. Ein "ökologisch und wirtschaftlich nachhaltiger postalischer Universaldienst ist somit nicht darstellbar". Der Post bleibt es offen, vor dem Verwaltungsgericht Köln gegen die Bundesnetzagentur zu klagen. Der Regulierer sehe juristischen Schritten aber gelassen entgegen, hieß es in Kreisen der Behörde.

Das Portoverfahren wird erstmals nach den Vorgaben des neuen Postgesetzes angewendet, das der Post vom kommenden Jahr an auch mehr Zeit bei der Zustellung von Briefen gibt. Das Portoverfahren dient vor allem dem Zweck, die Finanzierung des Universaldienstes der Post - also der flächendeckenden Versorgung der Bevölkerung von Flensburg bis Berchtesgaden - zu sichern. Die Post muss ihre Preisvorschläge der Bundesnetzagentur zur Genehmigung vorlegen. Diese gibt dann grünes Licht, wenn sie sich im vorgegebenen Rahmen bewegen.

Der Bonner Dax-Konzern hatte in der Vergangenheit immer wieder erklärt, er strebe auch angesichts gestiegener Energie- und Personalkosten höhere Briefpreise an. "Wir haben einen signifikanten Nachholbedarf", hatte Finanzchefin Kreis gesagt. Die Post habe über drei Jahre trotz hoher Inflation die Briefpreise nur um 4,5 Prozent anheben können. "Deshalb ist die Portoerhöhung nächstes Jahr eine ganz wesentliche Säule, dass wir das verdienen, was wir brauchen."

Das Briefgeschäft des Konzerns in Deutschland leidet unter der Konkurrenz von elektronischer Kommunikation wie der E-Mail. Die Sendungsmengen beim Brief sinken deshalb stetig. Die Post ist Platzhirsch im deutschen Briefmarkt und beschäftigt in ihrem Brief- und Paketgeschäft in Deutschland knapp 190.000 Menschen. DHL-Chef Tobias Meyer hatte im September angekündigt, zur Vereinfachung der Konzernstruktur des Logistik-Riesen eine eigenständige Gesellschaft für das Post- und Paketgeschäft in Deutschland schaffen zu wollen. Diese Pläne seien aber kein Schritt in die Richtung einer Trennung vom Briefgeschäft, hatte er versichert. DHL hatte auch wegen niedriger Sendungsmengen in Deutschland Ende Oktober die Gewinnprognose gesenkt.

(Bericht von Matthias Inverardi, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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