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27.09.2024 /12:07:46
FOKUS 1-Insider - Gespräche Commerzbank/Unicredit wohl ohne Orcel

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Erstes bilaterales Gespräch seit Einstieg

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Insider: Unicredit-Chef Orcel nicht dabei

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Orlopp: "Wir werden keine dummen Dinge tun"
 
(neu: mehr Hintergrund)
Frankfurt, 27. Sep (Reuters) -

Hochrangige Manager von Commerzbank <CBKG.DE> und Unicredit haben einem Insider zufolge zum ersten Mal seit dem Einstieg der italienischen Großbank offizielle Gespräche geführt. Unicredit-Chef Andrea Orcel wollte an der online geführten Gesprächsrunde am Freitagmorgen aber nicht teilnehmen, wie mit dem Vorgang vertraute Personen im Vorfeld gesagt hatten. Die designierte Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp hatte die Gespräche am Donnerstag angekündigt: Es sei üblich, dass man seine Ansichten austausche. Man werde alles bewerten, was auf den Tisch komme. "Wir werden keine dummen Dinge tun." Manchmal ergebe etwas Sinn, manchmal nicht und das müsse man gemeinsam herausfinden.

Orcel hatte die Commerzbank und ihren Großaktionär, den
Bund, Mitte des Monats mit seinem Einstieg bei Deutschlands
zweitgrößter börsennotierter Bank überrumpelt. Unicredit hatte
bei einer Platzierung 4,5 Prozent der Anteile gekauft und sich
weitere 4,5 Prozent bereits im Vorfeld gesichert. Mittlerweile
hat Unicredit über Optionen nach eigenen Angaben Zugriff auf bis
zu 21 Prozent der Anteile an dem Frankfurter Geldhaus. Der Bund
hält noch zwölf Prozent an der Commerzbank und hat vor einer
feindlichen Übernahme gewarnt. Orcel hatte in den vergangenen
Tagen unterschiedliche Signale ausgesendet, aber klargemacht,
dass Unicredit Interesse an einer Übernahme hätte.
 
Die Commerzbank will aber grundsätzlich unabhängig
bleiben. Um sich schlagkräftiger zu verteidigen, hat sie den
Führungswechsel von Manfred Knof auf Orlopp vorgezogen. Die
derzeitige Finanzchefin übernimmt bereits am kommenden
Donnerstag offiziell das Ruder. Bei einem Verkauf nach Italien
fürchten Kunden und Politiker, dass die Bank den Mittelstand
nicht wie bisher mit Krediten versorgt. Orcel verweist jedoch
auf das Beispiel der HypoVereinsbank, die seit mehr als einem
Jahrzehnt zu Unicredit gehört: Deren Umbau könne eine Blaupause
für die Commerzbank sein. Bei der HVB sind allerdings seit der
Übernahme Tausende Stellen weggefallen. Das befürchten
Belegschaftsvertreter auch bei der Commerzbank, wenn diese in
Unicredit aufgehen würde.

(Bericht von Tom Sims Geschrieben von Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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