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24.09.2024 /12:07:03
FOKUS 1-Konjunkturpaket aus China befeuert Rally an Europas Börsen

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Dax springt erneut über 19.000er-Marke

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China-Paket treibt Rohstoffpreise

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Frischer Glanz für Luxuswerte

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Ifo-Index sinkt erneut
 
(Neu: Europäische Börsen, Öl, Luxuswerte, BMW, Ifo-Index)
Frankfurt, 24. Sep (Reuters) - Herbeigesehnte Impulse
aus China haben den Dax <.GDAXI> erneut über die Marke von 19.000
Punkten springen lassen. Der deutsche Leitindex zog in der
Spitze am Dienstag um ein Prozent auf bis zu 19.029 Zähler an,
nachdem er die psychologisch wichtige Hürde vergangene Woche im
Nachgang der eingeleiteten US-Zinswende erstmals hinter sich
gelassen hatte. Der EuroStoxx50 <.STOXX50E> stieg ebenfalls um
rund ein Prozent 4942 Punkte. "Mit den heute angekündigten
Maßnahmen will die Regierung in Peking das Vertrauen sowohl der
eigenen Bürger als auch des Auslands und schließlich der
Investoren in die Wirtschaftsmacht China zurückgewinnen", sagte
Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets.

Um die Wirtschaft aus der Deflation zu holen und sie wieder in Richtung der Wachstumsziele der Regierung zu bringen, hat die chinesische Zentralbank ihr größtes Konjunkturprogramm seit der Pandemie vorgestellt. China lockert seine Geldpolitik, versorgt Banken mit mehr Kapital und senkt die Hürden beim Immobilienkauf. Fallende Preise und steigende Risiken sorgten schon seit langem für Zurückhaltung der Immobiliensparer beim Konsum. Auch wenn das Paket zum Teil die Erwartungen am Markt übertraf, wurde es von Investoren doch als nicht ausreichend erachtet, um das Ruder herumzureißen. "Um der Wirtschaft wieder auf die Beine zu helfen und die Immobilienkrise wirksam zu bekämpfen, bedarf es wahrscheinlich mehr als nur der Geldpolitik", kommentierte Vasu Menon, Anlageexperte bei OCBC.

LUXUS UND ROHSTOFFE GEFRAGT

Neben den Aktienmärkten in Fernost und Europa trieb Chinas Konjunkturpaket auch die Rohstoffpreise in die Höhe. Eisenerz verteuerte sich um knapp fünf Prozent und damit so stark wie seit mehr als einem Jahr nicht mehr. Auch der Ölpreis zog an. Rohöl der Sorte Brent und US-Leichtöl WTI <CLc1> verteuerten sich um jeweils mehr als zwei Prozent auf 75,57 Dollar und 72,10 Dollar pro Barrel. "Der Rohölmarkt wartet verzweifelt auf weitere Lockerungsmaßnahmen der chinesischen Behörden, um der Konjunkturabschwächung entgegenzuwirken", kommentierte Tony Sycamore, Analyst bei IG. Die Volksrepublik ist weltweit der größte Ölimporteur.

Profiteure bei Aktien waren unterdessen vor allem der Luxussektor und die Autobranche. "Gerade jetzt, wo Deutschlands Wirtschaft schwächelt, verbessern sich die Exportaussichten nach Fernost", sagte Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets. Die Volksrepublik sei dabei nicht nur für den deutschen Autoabsatz ein wichtiger Markt. "Deutschlands Export profitiert insgesamt von den Maßnahmen Pekings." Zu den größten Dax-Gewinnern gehörten BMW <BMWG.DE> mit einem Kursplus von vier Prozent und Porsche <P911_p.DE> mit einem Plus von drei Prozent.

Luxuskonzerne wie LVMH <LVMH.PA>, Hermes <HRMS.PA>, Kering <PRTP.PA>, Dior <DIOR.PA> und Burberry verteuerten sich zwischen vier und fünf Prozent. Die Volksrepublik sei bei weitem der größte Markt für europäische Luxusgüter, sagte Ben Laidler, Leiter der Aktienstrategie bei Bradesco BBI. "Das ist die Verbindung, die die Investoren herstellen und die darauf vertrauen, dass sich dieser chinesische monetäre Anreiz auf die Kaufkraft der chinesischen Verbraucher auswirken wird."

Selbst enttäuschende Konjunkturdaten nahmen den Anlegern nicht den Wind aus den Segeln. Das Ifo-Geschäftsklima als wichtigstes Barometer für die Konjunktur in Deutschland sank überraschend stark auf 85,4 Zähler von 86,6 Punkten im Vormonat, wie das Münchner Ifo-Institut mitteilte. Zuletzt hatte bereits die Umfrage unter Einkaufsmanagern für die hiesige Privatwirtschaft den Hoffnungen auf einen Aufschwung einen kräftigen Dämpfer versetzt: Das Barometer rutschte im September noch tiefer unter die Wachstumsschwelle von 50 Punkten, wie S&P Global jüngst mitteilte.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)



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