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08.01.2025 /20:40:55
Fed-Protokolle: Währungshüter sehen neue Inflationsrisiken wegen Trump

Washington, 08. Jan (Reuters) - Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) geht zwar davon aus, dass sich die Preisbeschleunigung in diesem Jahr wahrscheinlich weiter verlangsamen wird. Allerdings sehen die Währungshüter auch neue Inflationsrisiken in Zusammenhang mit den politischen Vorhaben des designierten Präsidenten Donald Trump, wie aus den am Mittwoch veröffentlichten Protokollen des Offenmarktausschusses (FOMC) von der Sitzung am 18. Dezember hervorgeht.

"Die Teilnehmer rechneten damit, dass sich die Inflation weiter in Richtung zwei Prozent bewegen würde, obwohl sie feststellten, dass die jüngsten unerwartet hohen Inflationswerte und die Auswirkungen möglicher Änderungen in der Handels- und Einwanderungspolitik darauf hindeuteten, dass dieser Prozess länger dauern könnte als bisher angenommen", hieß es in der Mitschrift weiter. "Einige bemerkten, dass der Disinflationsprozess vorübergehend zum Stillstand gekommen sein könnte, oder wiesen auf das Risiko hin, dass dies der Fall sein könnte."

In Anbetracht der Ungewissheit, die vor der Fed liege, und der bereits erfolgten Senkung des Leitzinses um einen vollen Prozentpunkt im Jahr 2024 deuteten die Teilnehmer an, dass der Ausschuss an einem Punkt angelangt oder nahe an dem Punkt sei, an dem es angemessen wäre, das Tempo der politischen Lockerung zu verlangsamen. "Die meisten Teilnehmer merkten an, dass ... der Ausschuss bei der Erwägung weiterer Zinssenkungen einen vorsichtigen Ansatz verfolgen könnte".

Das Protokoll zeigte, dass die Währungshüter plötzlich mit einer Reihe neuer Einflüsse auf die Konjunktur konfrontiert sind. Die Fed-Mitglieder betonten die Schwierigkeit, herauszufinden, was von einer Regierung zu erwarten sei, die versprochen habe, Einwanderer ohne Papiere zu deportieren, die Grenzsicherung zu verschärfen und die Steuern auf importierte Waren zu erhöhen. Die Maßnahmen könnten zu einem langsameren Wirtschaftswachstum und höherer Arbeitslosigkeit führen.

"Nach der Einbeziehung der jüngsten Daten und vorläufiger Platzhalter-Annahmen über mögliche politische Veränderungen wurde das reale BIP-Wachstum etwas niedriger als in der vorherigen Basisprognose prognostiziert, und die Arbeitslosenquote dürfte etwas höher ausfallen", hieß es in dem Protokoll mit Blick auf die Rückkehr Trumps an die Macht am 20. Januar.

FED HATTE IM SEPTEMBER DIE ZINSWENDE EINGELEITET

Die Federal Reserve hatte im September die Zinswende eingeleitet, im November nachgelegt und Mitte Dezember zum dritten Mal im Jahr 2024 ihre Geldpolitik gelockert. Die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell setzten den geldpolitischen Schlüsselsatz um einen Viertelpunkt nach unten - auf die Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent. Powell hatte dabei angekündigt, dass die Fed 2025 ihre Geldpolitik langsamer lockern werde. "Von hier an ist es eine neue Phase. Wir werden bei weiteren Kürzungen vorsichtig sein." Die Geldpolitik sei zwar immer noch restriktiv, aber deutlich näher an einem neutralen Niveau.

Der US-Notenbanker Christopher Waller rechnet im neuen Jahr mit einer abflauenden Inflation und sieht deshalb Spielraum für weitere Zinssenkungen. "Das Tempo dieser Senkungen wird davon abhängen, inwieweit wir Fortschritte bei der Inflation machen und gleichzeitig eine Abschwächung des Arbeitsmarktes verhindern können", sagte Waller am Mittwoch. Er äußerte sich nicht dazu, wie viele Zinssenkungen er 2025 für angemessen hält. Der Währungshüter merkte aber an, dass innerhalb der Zentralbank "die Bandbreite der Ansichten recht groß ist, von keiner Senkung bis zu fünf Senkungen".

(Bericht von Howard Schneider, geschrieben von Klaus Lauer Bearbeitet von Birgit Mittwollen Redigiert von Scot W. Stevenson Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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