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Verflechtung ist seit Trumps Wahlsieg 2016 enger geworden
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Deutsche Direktinvestitionen auf halbe Billion Dollar gestiegen
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Exportanteil so hoch wie seit zwei Jahrzehnten nicht mehr |
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DIHK: "Sehen Debatte um Importzölle mit großer Sorge" |
- von Rene Wagner |
Berlin, 28. Okt (Reuters) - Mehr Exporte, mehr |
Investitionen, mehr Importe: Die deutsche Wirtschaft ist heute |
in vielen Bereichen abhängiger vom US-Geschäft als 2016, als |
Donald Trump einen unerwarteten Wahlsieg einfuhr und |
US-Präsident wurde. Bei der Wahl am 5. November deutet sich ein |
Kopf-an-Kopf-Rennen des Republikaners mit der demokratischen |
Vizepräsidentin Kamala Harris an. Sollte Trump gewinnen und |
seine angekündigten Importzölle durchsetzen, droht ein |
Handelskrieg mit der EU. Nachfolgend ein Überblick, wie abhängig |
die deutsche Wirtschaft mittlerweile von der weltgrößten |
Volkswirtschaft ist - und ein Vergleich zu 2016: |
Der Bestand an US-Direktinvestitionen der deutschen Unternehmen - etwa in Fabriken und Anlagen - hat sich in den vergangenen Jahren um fast ein Drittel erhöht. Lag er 2016 noch bei 398 Milliarden Dollar, so sind es aktuell mehr als eine halbe Billion Dollar. "Die USA liegen auf Platz eins der deutschen Direktinvestitionen weltweit", betont die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK).
Gestiegen ist auch die Zahl der deutschen Unternehmen, die in den USA aktiv sind. Waren es 2016 noch 5363 Betriebe, so hat sich diese Zahl auf aktuell rund 6000 erhöht, so die DIHK. Gewachsen ist damit auch die Mitarbeiterzahl deutscher Unternehmen in den Vereinigten Staaten, und zwar von 851.000 auf deutlich mehr als 900.000. Die von deutschen Investoren im Ausland kontrollierten Firmen erwirtschafteten der Bundesbank zufolge zuletzt einen Jahresumsatz von 828 Milliarden Euro. Das entspricht gut einem Fünftel (21,4 Prozent) des Gesamtumsatzes, der in von deutschen Investoren kontrollierten Auslandsunternehmen erzielt wurde.
"Die Bedeutung der Vereinigten Staaten für Deutschlands Exportwirtschaft ist aktuell so groß wie nie in den letzten 20 Jahren", stellt das Statistische Bundesamt fest. 2023 wurden Güter im Wert von 157,9 Milliarden Euro in die USA exportiert, was 9,9 Prozent der deutschen Ausfuhren entspricht. Dies ist der höchste Anteil innerhalb der vergangenen 20 Jahre. Zum Vergleich: 2016 summierten sich die deutschen US-Exporte auf weniger als 107 Milliarden Euro, was einem Anteil von 8,9 Prozent aller deutschen Ausfuhren entsprach. "Die USA waren damit das neunte Jahr in Folge der wichtigste Abnehmer deutscher Exporte", so die Statistiker. Sie fügen hinzu: "Im ersten Halbjahr 2024 setzte sich die Serie fort".
Für einige Branchen ist die Bedeutung der Vereinigten Staaten als Absatzmarkt besonders groß. So ging im vergangenen Jahr knapp ein Viertel aller deutschen Pharma-Exporte in die USA. 2008 waren es nur 12,0 Prozent. Von den exportierten Maschinen wurden im Vorjahr gut 13,0 Prozent in die Vereinigten Staaten ausgeführt, bei Kraftwagen und Kraftwagenteilen waren es 12,6 Prozent und bei sonstigen Fahrzeugen knapp 13,0 Prozent.
Deutschland liefert nicht nur mehr in die Staaten, es importiert auch mehr von dort. Summierten sich die Einfuhren aus den USA 2016 noch auf 58 Milliarden Euro, so waren es 2023 bereits rund 95 Milliarden Euro. Der Anteil an den Gesamtimporten erhöhte sich parallel dazu von 6,1 auf 6,9 Prozent. Das ist der höchste Wert seit 2004.
"In den letzten acht Jahren sind die transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen kontinuierlich gewachsen", sagt DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. "2024 werden die Vereinigten Staaten voraussichtlich auch wieder China als weltweit wichtigsten Handelspartner Deutschlands ablösen." Während das Handelsvolumen 2016 noch bei 164 Milliarden Euro lag, so ist es mittlerweile von Januar bis August 2024 allein auf 252,6 Milliarden Euro gestiegen. "Es bestehen also sehr enge wirtschaftliche Beziehungen zwischen den beiden Ländern", sagt Treier. "Diskussionen im US-Wahlkampf über verstärkten Protektionismus und die Einführung von umfangreichen Importzöllen betrachten die deutschen Betriebe daher mit großer Sorge." Die EU könne sich hierfür mit besseren heimischen Standortbedingungen wappnen - etwa Bürokratieabbau und niedrigeren Energiepreisen. Daneben sollte sie sich weiterhin für offene Märkte einsetzen. Deutsche Unternehmen würden etwa von Freihandelsabkommen mit dem Indo-Pazifik und Lateinamerika profitieren und könnten so ihre Lieferketten diversifizieren.
(Quellen: DIHK, Statistisches Bundesamt, Bundesbank)
(redigiert von Kerstin Dörr - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)