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04.07.2025 /11:28:20
FOKUS 1-Air France-KLM strebt Mehrheit an skandinavischer Airline SAS an

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Franzosen wollen Anteil von 19,9 auf 60,5 Prozent erhöhen



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Deal soll 2026 über die Bühne gehen



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Air France-KLM: Synergien im dreistelligen Millionen-Bereich





(Details, Hintergrund, Aktienkurs)
Paris, 04. Jul (Reuters) - Die Fluggesellschaft Air
France-KLM <AIRF.PA> will die Mehrheit an der skandinavischen
Airline SAS übernehmen. Damit schreitet der Ausleseprozess in
der zersplitterten europäischen Luftfahrtindustrie voran. Wie
Air France-KLM am Freitag mitteilte, soll der Anteil an SAS von
19,9 Prozent auf 60,5 Prozent aufgestockt werden. Dazu wollen
die Franzosen die SAS-Anteile von Hauptaktionär Castlelake und
von Lind Invest erwerben. Die Transaktion soll nach grünem Licht
der Wettbewerbsbehörden in der zweiten Jahreshälfte 2026
abgeschlossen werden. Die skandinavische Fluglinie begrüßte das
Vorhaben. "Dies bringt nicht nur Stabilität, sondern ermöglicht
auch eine tiefere industrielle Integration und die volle
Unterstützung einer der weltweit führenden Airline-Gruppen",
sagte SAS-Chef Anko van der Werff. "Gemeinsam werden wir besser
aufgestellt sein, um unseren Kunden, unseren Kollegen und der
gesamten Region mehr Wert zu bieten." SAS werde weiter in Flotte
und Netzwerk investieren.

Air France-KLM und SAS arbeiten bereits seit Sommer 2024 zusammen. Die Kontrolle über SAS würde Air France-KLM ermöglichen, im skandinavischen Markt zu expandieren. "Nach ihrer erfolgreichen Umstrukturierung hat SAS eine beeindruckende Leistung erbracht, und wir sind zuversichtlich, dass das Potenzial der Fluggesellschaft durch eine tiefere Integration in die Air France-KLM-Gruppe weiter wachsen wird", erklärte Air France-KLM-Chef Ben Smith. Der Deal sei für SAS eine Chance für Wachstum. Dies sei seine Botschaft an Gewerkschaften und Personalvertretungen und hier erwarte er auch keine Konflikte, sagte Smith. Finanzchef Steven Zaat stellte Synergien in einem dreistelligen Millionen-Euro-Betrag in Aussicht, ohne jedoch konkreter zu werden. Die Aktie von Air France-KLM blieb im frühen Handel zunächst weitgehend unverändert.



SKANDINAVISCHE AIRLINE WIRD FRANZÖSISCH

SAS betreibt 138 Flugzeuge und beförderte im vergangenen Jahr mehr als 25 Millionen Passagiere. Dabei erzielte die Airline einen Umsatz von 4,1 Milliarden Euro. SAS wurde 1951 durch den Zusammenschluss von drei Airlines aus Schweden, Norwegen und Dänemark gegründet. Die norwegische Regierung hat ihren Anteil 2018 verkauft. Die Airline geriet zuletzt in Schwierigkeiten und verließ im August 2024 den Gläubigerschutz nach dem US-Verfahren Chapter 11. Sollte der Deal mit Air France-KLM wie geplant durchgehen, würde die dänische Regierung ihren Anteil von 26,4 Prozent behalten.

Branchenexperten äußerten sich positiv zur geplanten
Transaktion. "SAS bietet einen besseren Zugang zu einer
wirtschaftsstarken Region in Skandinavien", erklärten die
Analysten von JPMorgan. Es gebe nun die Möglichkeit,
Kostensynergien zu erschließen. Zudem sei die Konsolidierung
auch für die gesamte Branche positiv zu bewerten - "auch wenn
sie in Bezug auf die Größe keine bahnbrechenden Veränderungen
mit sich bringt".
 
In der vergleichsweise zersplitterten Luftfahrt in
Europa spielt Größe eine wichtige Rolle. Die Marktführer
versuchen zu wachsen, um etwa den Airlines der Golf-Region
Paroli zu bieten. Anfang des Jahres erwarb die deutsche
Lufthansa <LHAG.DE> 41 Prozent der Anteile an der italienischen
ITA Airways und übernimmt zehn Prozent an der lettischen
Fluglinie Air Baltic. Die portugiesische Regierung strebt die
Privatisierung ihrer nationalen Fluggesellschaft TAP an und
sorgt für Interesse bei Lufthansa, Air France-KLM und der
British Airways-Mutter IAG.

(Bericht von Dominique Patton, Bart Meijer, Anna Peverieri und Anna Ringstrom, geschrieben von Klaus Lauer, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich an die Redaktionsleitung unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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