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Trump verkündet vorerst keine neuen Zölle |
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Anleger hoffen auf gemäßigteres Vorgehen |
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Wall Street wegen Martin Luther King Day geschlossen |
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Bitcoin auf Rekordhoch |
(Neu: Schlusskurse) |
Frankfurt, 20. Jan (Reuters) - Am Tag der Vereidigung |
von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten hat der Dax <.GDAXI> |
eine historische Schallmauer durchbrochen. Nach einem zunächst |
vorsichtigen Start nahm der deutsche Leitindex am Montag Fahrt |
auf und knackte mit einem Plus von 0,7 Prozent auf 21.054,60 |
Zähler erstmals die Marke von 21.000 Punkten, bevor er sich beim |
Stand von 20.990 aus dem Handel verabschiedete. Der |
EuroStoxx50 <.STOXX50E> stieg um 0,3 Prozent auf 5164 Punkte. |
Wetten auf weiter sinkende Zinsen in den USA wie auch in der |
Euro-Zone lassen die Börsen seit Monaten von Rekord zu Rekord |
eilen. Erst Anfang Dezember war der Dax über die Marke von |
20.000 Zählern gesprungen. |
Die Aussicht, dass Trump nicht schon am ersten Tag neue Zölle auf Einfuhren in die USA erhebt, ließ Börsianer zum Wochenstart aufatmen. Nach einem entsprechenden Bericht des "Wall Street Journal" und der Bestätigung durch einen Trump-Mitarbeiter zogen die Kurse an. Vor allem Autowerte verteuerten sich, nachdem die Furcht vor Importzöllen der Branche zuletzt zugesetzt hatte. "Es herrscht das Gefühl, dass Trump einen gemäßigteren Ansatz verfolgen wird, und das klingt nach Musik für die Märkte", konstatierte Fiona Cincotta, Marktanalystin bei City Index. "Das ist genau das, was wir hören mussten, nachdem wir uns monatelang Sorgen darüber gemacht haben, wie aggressiv er Handelszölle erheben könnte."
Am Devisenmarkt setzten die Zoll-Spekulationen unterdessen den Dollar unter Druck. Der Dollar-Index <=USD> gab um bis zu 1,3 Prozent auf 107,94 Punkte nach und rückte damit von seinem vergangene Woche erzielten 26-Monats-Hoch ab. Im Gegenzug sprang der Euro <EUR=> um 1,5 Prozent auf 1,0430 Dollar. "Die Anleger hoffen nun, dass die von Donald Trump im Wahlkampf angekündigten Zölle nicht so drastisch ausfallen werden wie befürchtet", sagte IG-Analyst Christian Henke.
Die Kursgewinne bröckelten im Handelsverlauf allerdings wieder ab. "Es besteht immer noch ein gewisses Maß an Unsicherheit", erläuterte Cincotta. Deutschland wäre durch etwaige Zölle besonders gefährdet. Bundesfinanzminister Jörg Kukies sagte, Berlin werde die Maßnahmen des neuen US-Präsidenten abwarten. Die US-Börsen waren wegen des Martin-Luther-King-Tages geschlossen, weshalb das Handelsvolumen geringer als üblich ausfiel.
Auch Bitcoin <BTC=>-Anleger gingen erneut auf Rekordkurs, bevor die Kursgewinne wieder abschmolzen. Die umsatzstärkste Kryptowährung stieg zunächst um bis zu 4,2 Prozent auf 109.071,86 Dollar und war damit nach mehr als einem Monat Pause erneut so teuer wie nie zuvor. Anleger hofften, dass Trump bereits in den kommenden Stunden oder Tagen wichtige Gesetze unterzeichnen und somit den Weg für ein kryptofreundliches Washington ebnen werde, sagte Experte Timo Emden vom Analysehaus Emden Research.
Bei den Einzelwerten waren Banken in der Eurozone gefragt. Der entsprechende Branchenindex <.SX7E> legte um 1,2 Prozent zu. Im Aufwind waren auch Anteilsscheine aus der Luft- und Raumfahrt sowie der Verteidigungsindustrie <.SXPARO>. Dagegen gaben Versorger <.SX6P> um mehr als ein Prozent nach und waren damit der schwächste Sektor. Der dänische Wind- und Solar-Park-Betreiber Oersted büßte zeitweise bis zu zwei Prozent ein. Der finnische Energiekonzern Fortum, der neben Atom-, Wärme- und Wasserkraftwerken ebenfalls Solar- und Windenergieanlagen betreibt, verlor bis zu drei Prozent.
Größter Dax-Verlierer war Siemens Energy <ENR1n.DE> mit einem Kursrückgang von mehr als drei Prozent. Ein Händler vierwies auf eine Herabstufung der Titel auf "Sell" von zuvor "Neutral" durch UBS. Einen Satz von mehr als zehn Prozent nach oben machte dagegen Nemetschek <NEKG.DE> nach einem überraschend starken Jahresumsatz. Der Bausoftware-Anbieter steigerte die Erlöse um rund 17 Prozent und damit deutlich stärker als vorhergesagt.
(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)