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08.10.2024 /12:42:32
FOKUS 1-Gewinnmitnahmen nach China-Dämpfer setzen Europas Börsen zu

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Ernüchterung nach China-Rally

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Erhoffte Details zu Konjunkturhilfen bleiben aus

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Im Zollstreit mit China droht Eskalation

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Luxus- und Bergbau-Branche unter Druck
 
(Neu: Europäische Börsen, Luxuskonzerne, deutsche Produktion)
Frankfurt, 08. Okt (Reuters) - Nach der jüngsten
Börsen-Rally macht sich an den europäischen Aktienmärkten
Ernüchterung breit. Der Dax <.GDAXI> fiel am Dienstag wieder
unter die 19.000er-Marke und gab in der Spitze ein Prozent auf
18.912 Punkte nach. Der EuroStoxx50 <.STOXX50E> verlor 1,2
Prozent auf bis zu 4912 Zähler. "Es war nur eine Frage der Zeit,
bis nach der Rally in China erste Gewinnmitnahmen einsetzen",
sagte Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets. "Da unklar
ist, ob auf den heutigen Kurseinbruch in Asien weitere Verkäufe
folgen, kommt auch der Deutsche Aktienindex unter Druck."

Nach einer Feiertagswoche hatten sich Chinas Festlandsbörsen zunächst mit zweistelligen Kursgewinnen zurückgemeldet. Im Handelsverlauf halbierten sich allerdings die Kursgewinne. In Hongkong stürzte der Hang Seng Index <.HSI> unterdessen um mehr als neun Prozent ab. "Zum einen verstummte der Optimismus der Regierung in Peking auf einer Pressekonferenz etwas, zum anderen müssen heiß gelaufene Kurse auch einfach mal etwas Dampf aus dem Kessel lassen", kommentierte Jürgen Molnar, Stratege beim Broker RoboMarkets.

LANGE GESICHTER IN CHINA

Für Enttäuschung sorgte vor allem, dass auf einer Pressekonferenz der Wirtschaftsplanungsbehörde erhoffte Details zu den angekündigten Hilfsmaßnahmen für Chinas Wirtschaft sowie frische Impulse ausgeblieben waren. "Die Märkte hofften, eine Orientierung für die Größe der fiskalischen Anreize zu erhalten", sagte Rong Ren Goh, Portfoliomanager bei Eastspring Investments. Jedoch habe es kaum Einzelheiten zu neuen fiskalischen Anreizen in China gegeben, die die vor zwei Wochen angekündigten geldpolitischen Anreize ergänzen sollen. Das vor zwei Wochen vorgestellte größte Konjunkturprogramm seit der Pandemie hatte ein Kursfeuerwerk ausgelöst.

Die damals größten Gewinner mussten nun am stärksten Federn lassen. Die besonders vom chinesischen Markt abhängige Bergbau- und Luxusbranche gaben deutlich nach. Der europäische Bergbau-Branchenindex <.SXPP> rutschte um rund vier Prozent ab; europäische Luxusmarken <.STXLUXP> büßten 2,5 Prozent ein. "China ist der übliche Verdächtige", konstatierte Stephane Ekolo, Aktienstratege bei TFS Derivatives.

In London drückten fallende Kupfer- und Eisenerzpreise die Aktien der Minenbetreiber Anglo American, Antofagasta und Rio Tinto jeweils um mehr als fünf Prozent. Aus der Luxusbranche fielen in London und Paris die Anteilsscheine von Burberry, Kering <PRTP.PA> und LVMH <LVMH.PA> zwischen vier und 6,5 Prozent. Kopfschmerzen bereitete Anlegern auch eine drohende Eskalation im Zollstreit mit China. Die Volksrepublik verhängte am Dienstag vorübergehende Antidumpingmaßnahmen auf Brandy-Importe aus der Europäischen Union. Im vergangenen Jahr kamen 99 Prozent der Weinbrand-Importe Chinas aus Frankreich. Die Aktien von Remy Cointreau <RCOP.PA> brachen um acht Prozent ein; die Titel von Pernod Ricard <PERP.PA> verbilligten sich um rund vier Prozent.

Ein positiver Impuls kam unterdessen von Unternehmen in Deutschland, die ihre Produktion totz der Konjunkturflaute überraschend kräftig hochgefahren haben. Industrie, Bau und Energieversorger stellten im August zusammen 2,9 Prozent mehr her als im Vormonat. Dies ist der größte Anstieg seit Oktober 2021. Ökonomen hatten nur mit plus 0,8 Prozent gerechnet. "Nach den schwachen Auftragseingängen für den August ist die Industrieproduktion reine Labsal", kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank Group. Vor allem die deutsche Automobilproduktion habe mächtig zugelegt.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)



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