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18.09.2024 /11:47:42
TOP-THEMA-Hisbollah droht Israel nach Pager-Explosionen mit Vergeltung

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Hisbollah: Israel sollte sich auf harte Bestrafung einstellen



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Insider: Mossad platzierte Sprengsätze schon vor Monaten

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Spur der Geräte führt über Taiwan nach Budapest
 
- von Laila Bassam und Maya Gebeily
Beirut, 18. Sep (Reuters) - Nach der offenbar
koordinierten Explosion Tausender tragbarer Funkempfänger im
Libanon droht die Hisbollah-Miliz Israel mit Vergeltung. In
einer am Mittwoch verbreiteten Erklärung der pro-iranischen
Islamisten wurde Israel als "krimineller Feind" bezeichnet, der
sich "als Reaktion auf das Massaker vom Dienstag auf eine harte
Bestrafung" gefasst machen solle. Für Donnerstag wurde eine Rede
von Hisbollah-Chef Sajjed Hassan Nasrallah angekündigt. In
libanesischen Sicherheitskreisen hieß es, der israelische
Geheimdienst Mossad habe die Sprengsätze bereits vor Monaten in
insgesamt 5000 sogenannten Pagern platziert gehabt. Bei den
Explosionen der Kommunikationsgeräte waren neun Menschen getötet
und fast 3000 teils schwer verletzt worden, darunter mehrere
Hisbollah-Kämpfer und der Gesandte des Iran in Beirut.

Vom israelischen Militär lag zunächst keine Stellungnahme vor. Nach dem Ausbruch des Kriegs im Gazastreifen zwischen Israel und der palästinensischen Hamas vor knapp einem Jahr hatten auch die Feindseligkeiten zwischen der Hisbollah und Israel an der nördlichen Grenze Israels zugenommen. Mittlerweile kommt es dort nahezu täglich zu gegenseitigem Beschuss. Die vom Iran unterstützte Hisbollah will mit ihrem Vorgehen die ebenfalls vom Iran geförderte Hamas unterstützen, indem sie israelische Soldaten auch an der Grenze bindet.

Die Kampfhandlungen und der Vorfall am Dienstag schüren Sorgen, dass sich der Gaza-Krieg zu einem regionalen Flächenbrand ausweiten könnte. Insidern zufolge war die Explosion der Pager offenbar schon vor Monaten vorbereitet worden. Ein ranghoher Vertreter des libanesischen Sicherheitsapparats sagte der Nachrichtenagentur Reuters, der Mossad habe die Geräte bereits in der Produktionsphase modifiziert. Er habe eine Platine mit Sprengstoff eingebaut, die auf einen Code reagiere und sehr schwer zu entdecken sei. Durch das Verschicken dieses Codes sei dann der Sprengstoff zeitgleich in 3000 Pagern zur Explosion gebracht worden. Mehrere Menschen wurden getötet, andere zum Teil so schwer verletzt, dass sie ins Krankenhaus mussten.

"Wir wurden wirklich hart getroffen", sagte der Insider. Ein Hisbollah-Vertreter, der anonym bleiben wollte, sprach vom "größten Sicherheitsverstoß" seit Beginn des Gaza-Kriegs. Israelische Regierungsvertreter reagierten zunächst nicht auf von Reuters angefragte Stellungnahmen.

PAGER-SPUR FÜHRT ÜBER TAIWAN NACH BUDAPEST

Die Pager wurden Insidern zufolge von Hisbollah-Kämpfern genutzt, um einer Lokalisierung durch Israel zu entgehen, was bei Handys möglich wäre. Die Miliz habe 5000 solcher Geräte bei der taiwanischen Firma Gold Apollo bestellt, hieß es in libanesischen Sicherheitskreisen. Die Pager seien vor einigen Monaten geliefert worden. Gold Apollo erklärte jedoch, dass es die bei den Explosionen verwendeten Pager nicht hergestellt habe. Sie seien von einer Firma mit dem Namen BAC und Sitz in Budapest produziert worden. Diese habe eine Lizenz zum Verwenden des Gold-Apollo-Markennamens.

Die angegebene Adresse von BAC Consulting führte zu einem Gebäude in einer Wohnstraße in einem Außenbezirk von Budapest. Der Firmenname stand auf einem an einer Glastür angebrachten A4-Blatt. Eine Person im Gebäude, die nicht genannt werden wollte, sagte, BAC Consulting sei unter der Adresse registriert, habe dort jedoch keinen physischen Sitz. Mehrere andere Unternehmen waren ebenfalls unter der Adresse verzeichnet, doch keines reagierte auf Anrufe und Nachfragen von Reuters.

Die Chefin von BAC Consulting, Cristiana Barsony-Arcidiacono, gibt auf ihrem LinkedIn-Profil an, sie habe als Beraterin für verschiedene Organisationen gearbeitet, darunter auch die Unesco. Sie antwortete nicht auf E-Mails von Reuters. Die Unternehmenswebseite enthält keine Hinweise auf Herstellungstätigkeiten.

(geschrieben von Christian Rüttger, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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