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06.07.2025 /13:52:02
FOKUS 1-Linke: Union muss bei Verfassungsrichterwahl zwingend auf uns zukommen

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Bartsch will Gespräche: "Zwingend, dass Union auf uns zukommt"



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Linken-Politiker: Im Parlament gilt Prinzip des Dialogs





(Mit Details, Unions-Fraktion will sich nicht äußern, Hintergrund)

Berlin, 06. Jul (Reuters) - In der Debatte um die Wahl
von Verfassungsrichtern fordert die Linkspartei CDU und CSU
erneut zu Gesprächen auf. Es sei "zwingend, dass die Union auf
uns zukommt", sagte der Linken-Politiker Dietmar Bartsch der
"Welt". Hintergrund ist die für kommende Woche anstehende Wahl
von drei Richterinnen und Richtern am Bundesverfassungsgericht
durch den Bundestag. Die Union hat einen Richter vorgeschlagen,
die SPD zwei Richterinnen. Das politische Grundproblem ist
angesichts der neuen Mehrheitsverhältnisse im Bundestag, dass
eine Zweidrittelmehrheit ohne die rechtspopulistische AfD nur
noch zustande kommen kann, wenn sich alle anderen Parteien
abstimmen.

Deshalb ist der Unions-Kandidat, der bisherige Richter am Bundesarbeitsgericht Günter Spinner, auf Stimmen der Linken angewiesen. Die CDU/CSU-Fraktion hält aber am sogenannten Unvereinbarkeitsbeschluss gegenüber den Linken fest und lehnt deshalb Gespräche über die Richterwahl ab. Deshalb setzt die Unions-Fraktion darauf, dass die Linken ihren Kandidaten aus staatspolitischer Verantwortung auch ohne Absprache mitwählen. Eine Fraktionssprecherin wollte Bartsch's Äußerungen nicht kommentieren.

Linken-Politiker Bartsch betonte, dass Wahlen, bei denen Linken-Kandidaten für das Parlamentarische Kontrollgremium oder das Bundesschuldenwesengesetz-Gremium auf Zurückweisung stießen, im Zusammenhang mit dem Votum für das Verfassungsgericht stünden. Diese "irrsinnige Blockade" müsse korrigiert werden. Es gebe zwar keine Koppelgeschäfte. "Es geht um Respekt und Anstand", sagte Bartsch. Im Parlament gelte nicht das Prinzip "teile und herrsche", sondern das Prinzip des Dialogs. Man könne sich nicht hinstellen und sagen: "Wir finden euch doof und wählen euch nicht, aber wir erwarten trotzdem, dass ihr bereitsteht, wenn wir eine Zwei-Drittel-Mehrheit brauchen".

Sollte diese nicht zustande kommen, kann das Besetzungsrecht an den Bundesrat übergehen. Das will das Parlament eigentlich vermeiden. Das Bundesverfassungsgericht hat mittlerweile selbst drei Vorschläge gemacht, weil sich die Parteien nicht einigen konnten - darunter war auch Spinner.

(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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