Nachricht


06.10.2024 /21:57:16
Commerzbank-Chefin - Übernahme durch Unicredit war in Spitzengespräch kein Thema

*

Orlopp: "Es war ein klassisches Investorengespräch"



*

Orlopp pocht auf Eigenständigkeit der Commerzbank



*

"Integration von zwei großen Banken ist extrem schwierig"



*

Orlopp: Große Überlappungen bei Firmenkunden beider Banken



*

Commerzbank-Chefin: Aktienkurs von 25 bis 30 Euro erreichbar





06. Okt (Reuters) - In dem Gespräch von Spitzenmanagern
der Commerzbank <CBKG.DE> und ihres neuen Großaktionärs
Unicredit Ende September ging es nach Angaben von
Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp nicht um eine Übernahme des
deutschen Institus durch die Italiener. "Es war ein klassisches
Investorengespräch. Unicredit ist jetzt ein größerer Aktionär
und da gehört der professionelle Austausch zur geschäftlichen
Entwicklung der Commerzbank dazu", sagte Orlopp dem
"Handelsblatt" (Montagausgabe) in einem Interview. Sie machte
zudem deutlich, dass sie im Falle eines Zusammengehens beider
Banken sie eine jahrelange Lähmung sowie den Verlust von Kunden
erwarte. Die Commerzbank könne als eigenständiges Institut einen
Aktienkurs von 25 bis 30 Euro erreichen.

Orlopp pochte deswegen erneut darauf, dass die Commerzbank selbständig bleiben solle. "Bei uns liegt aktuell nur eine Option auf dem Tisch - und das ist eine sehr gute: die Umsetzung unserer Strategie 2027, die auf der Eigenständigkeit der Bank fußt", sagte die Vorstandschefin. Italiens zweitgrößte Bank Unicredit hat sich nach jüngsten Angaben Zugriff auf bis zu 21 Prozent der Commerzbank-Anteile gesichert. Sie hat zudem bei der Bankaufsicht beantragt, die Beteiligung auf bis zu 29,9 Prozent der Anteile ausbauen zu dürfen.

"Die Integration von zwei großen Banken ist extrem schwierig", sagte Orlopp. So sei die Commerzbank nach der Übernahme der Dresdner Bank im Jahr 2008 mehrere Jahre damit beschäftigt gewesen, die Systeme beider Banken zusammenzuführen. "Einen solchen Stillstand können wir uns in der heutigen Zeit, die von so vielen technologischen Umbrüchen und von einem sehr intensiven Wettbewerb geprägt ist, nicht leisten."

Sorgen vor Auswirkungen eines Zusammenschlusses für deutsche Mittelständler und Konzerne seien berechtigt, sagte die Commerzbank-Chefin. "Bei den Firmenkunden gibt es zwischen der deutschen Unicredit-Tochter HVB und uns große Überlappungen. Im Falle einer Fusion müssten die Kreditengagements bei einigen Unternehmen reduziert werden, um Klumpenrisiken zu verhindern." Zudem erwarte sie, dass manche Unternehmen von sich aus zu anderen Banken wechselten, weil sie nicht zu abhängig von einem Institut sein wollten. "Das Gleiche erleben wir gerade in der Schweiz nach der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS <UBSG.S>. Da haben wir als Commerzbank zahlreiche neue Firmenkunden gewonnen."

GEMEINSAME INVESTOREN

Orlopp begrüßte, dass die Bundesregierung nach dem Verkauf von Anteilen an die Unicredit ihren restlichen Anteil von zwölf Prozent vorerst behalten will. "Das gibt uns die Möglichkeit, in Ruhe darzustellen, welches Potenzial wir als eigenständiges Institut haben." Viele Commerzbank-Aktionäre seien auch an Unicredit beteiligt und profitierten damit von Dividenden und Aktienrückkäufen beider Banken. "Diese Investoren werden sich überlegen müssen, ob eine Übernahme mit allen verbundenen Umsetzungsrisiken für sie besser ist, als in zwei starken, unabhängigen Instituten investiert zu bleiben."

Auf die Frage, ob die Commerzbank einen Kurs von 25 bis 30 Euro auch als eigenständiges Institut erreichen könne, antwortete Orlopp: "Davon bin ich überzeugt." Sie fügte hinzu: "Wenn ich mir die mittelfristigen Ziele für unser Ergebnis pro Aktie ansehe, ist das von Ihnen genannte Niveau klar erreichbar." Die Aktie war am Freitag bei 16,46 Euro aus dem Handel gegangen.

(Bericht von Jörn Poltz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Hinsichtlich weiterer Informationen und einer gegebenenfalls erforderlichen Offenlegung potenzieller Interessenkonflikte nach § 85 WpHG der für die Erstellung der zugrunde liegenden Finanzinformationen oder Analysen verantwortlichen Unternehmen wird auf das Informationsangebot dieser Unternehmen (Internetseite und andere Informationskanäle) verwiesen.