Berlin, 27. Sep (Reuters) - Die Flaute auf dem deutschen Arbeitsmarkt als Folge der schwachen Konjunktur hat sich im September fortgesetzt. Die Zahl der Arbeitslosen sei zwar um 66.000 auf 2,806 Millionen gesunken, teilte Bundesagentur für Arbeit (BA) mit. Der Rückgang sei aber deutlich geringer als sonst in diesem Monat. Ökonomen sagten in ersten Reaktionen:
MARC SCHATTENBERG, DEUTSCHE BANK RESEARCH: |
"Die schwache Konjunktur bremst den deutschen |
Arbeitsmarkt. Zwar ist die Arbeitslosenzahl im September wie |
saisonal üblich gesunken, jedoch weniger dynamisch als in den |
Vorjahren. Saisonbereinigt ergab sich sogar ein Anstieg um rund |
17.000 Personen. Die Arbeitslosenquote steht bei 6,0 Prozent. |
Eine weitere Abkühlung des Arbeitsmarktes könnte die Erholung |
des Konsumklimas bremsen. Ein Silberstreif ist die immer noch |
leicht aufwärtsgerichtete Beschäftigungsentwicklung, zu der |
Daten bis Juli vorliegen." |
"Die allmähliche Abkühlung des Arbeitsmarktes dürfte sich fortsetzen. Die Einstellungspläne sowohl in der Industrie als auch im Dienstleistungssektor sind bereits auf den niedrigsten Stand seit einem Jahr gefallen. Auch die Zahl der offenen Stellen geht allmählich zurück. Und alternative Arbeitsmarktindikatoren, wie der LinkedIn-Index für die Einstellungsrate, deuten auf eine deutliche Abkühlung hin. Hinzu kommt, dass die jüngsten Ankündigungen möglicher Kostensenkungsmaßnahmen in der Autoindustrie die Arbeitslosigkeit in die Höhe treiben werden. Dies kann aufgrund der deutschen Arbeitsgesetze nicht von heute auf morgen geschehen, sondern könnte sich allmählich über mehrere Jahre hinweg einstellen. Schließlich ist die Zahl der Konkurse seit dem vergangenen Sommer im niedrigen zweistelligen Prozentbereich gestiegen. Es ist leicht zu erkennen, dass dieser Trend auch die Arbeitslosigkeit in die Höhe treiben wird. Der Konkurs von heute ist die Arbeitslosigkeit von morgen."
"Der Arbeitsmarkt bleibt zum Ende des Sommers ohne Überraschungen. Er ist geprägt von Wirtschaftsflaute und Fachkräftemangel und wird der Konjunktur in den nächsten Monaten kaum stärkende Impulse geben.
Der Fachkräftemangel ist trotz Konjunkturflaute hauptsächlich bestehen geblieben. Zwei von fünf zu besetzenden Stellen sind bei den Jobcentern ein halbes Jahr und länger als offen gemeldet. Eine Stellenbesetzung dauert im Schnitt viermal so lange wie vor 20 Jahren. Trotzdem gibt es aktuell mehr als dreimal so viele Arbeitsuchende wie offene Stellen. Eine wesentliche Ursache für den Fachkräftemangel ist also ein ausgeprägter Mismatch. Um diesen zu verringern, müssen mehr Menschen für bedarfsgerechte Qualifizierung und Umschulung gewonnen werden. Gerade Arbeitslose und Geringqualifizierte nehmen relativ selten an Weiterbildung teil. Es geht also auch um die Stärkung von Eigeninitiative und Motivation und das Setzen von Anreizen."
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)