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19.09.2024 /14:37:37
FOKUS 1-Notenbank in London pausiert nach Zinswende - Weitere Senkungen in petto

(Neu: Experten, Bailey, Hintergrund)

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Notenbank lässt Leitzins unverändert

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BoE-Chef signalisiert vorsichtig Bereitschaft zu Senkungen

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Bailey: Wichtig, dass Inflation niedrig bleibt

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November könnte nächsten Zinsschritt nach unten bringen
 
London/Berlin, 19. Sep (Reuters) - Die Notenbank in
London hat auf der ersten Sitzung nach der Zinswende
stillgehalten und steuert auf weitere Senkungen zu. Die Bank of
England (BoE) beließ den geldpolitischen Schlüsselsatz am
Donnerstag bei 5,0 Prozent. Von der Nachrichtenagentur Reuters
befragte Experten hatten dies erwartet. Der Zinsentscheid fiel
mit acht zu eins Stimmen im geldpolitischen Ausschuss. Die
Währungshüterin Swati Dhingra votierte für eine Senkung um einen
Viertelprozentpunkt. Laut BoE-Chef Andrew Bailey bedeutet
nachlassender Inflationsdruck, dass die Notenbank in den
kommenden Monaten in der Lage sein dürfte, die Zinsen
schrittweise zu kappen. "Aber es ist wichtig, dass die Inflation
niedrig bleibt. Deshalb müssen wir darauf achten, nicht zu
schnell oder zu stark zu senken", fügte er hinzu.

Investoren gehen davon aus, dass der nächste Zinsschritt nach unten voraussichtlich im November kommen wird. Nach den relativ vorsichtigen Äußerungen Baileys gilt dies jedoch nicht mehr als praktisch ausgemachte Sache. Die Währungshüter hatten im vorigen Monat erstmals seit 2020 die geldpolitischen Zügel gelockert und damit auf das Abflauen der Inflation reagiert. Doch die Teuerungsrate stagnierte zuletzt bei 2,2 Prozent und blieb damit über dem Zielwert der Notenbank von zwei Prozent.

Die BoE hat auch ein waches Auge auf die hohe Teuerung im Dienstleistungssektor. Diese wichtige Kennziffer für den Preisdruck auf der Insel stieg im August auf 5,6 Prozent, nach 5,2 Prozent im Juli. "Im Dienstleistungsbereich ist der Preisauftrieb weiterhin unerfreulich hoch. Diese Tatsache sollte einige Offizielle der Zentralbank sicherlich stören", meint NordLB-Experte Tobias Basse. Perspektivisch werden die Zinsen im Vereinigten Königreich seiner Ansicht nach aber wohl dennoch weiter sinken müssen.

"SPIELRAUM NACH UNTEN"

Die BoE will so lange einen straffen geldpolitischen Kurs fahren, bis sich die Risiken für eine nachhaltige Rückkehr der Inflation zum Zielwert weiter verflüchtigt haben. Künftige Entscheidungen sollen wie bisher von der Datenlage abhängig gemacht werden: "Die Tür für eine Senkung des Leitzinses steht damit offen, zumal es aufgrund des vergleichsweise hohen Niveaus Spielraum nach unten gibt", meint Helaba-Ökonom Ulrich Wortberg. Die nächste Zinssitzung in London steht am 7. November an - am selben Tag, an dem auch die US-Notenbank in Washington über ihren geldpolitischen Schlüsselsatz entscheidet.

Die Federal Reserve hatte nach deutlichen Fortschritten im Kampf gegen die Inflation am Mittwoch die erste Zinssenkung seit Anfang des Jahrzehnts vollzogen: Der Leitzins wurde in einem ungewöhnlich großen Schritt um einen halben Prozentpunkt auf die neue Spanne von 4,75 bis 5,00 Prozent nach unten gesetzt.

Die BoE beschloss am Donnerstag auch, vom kommenden Monat an bis September 2025 den Bestand an britischen Staatsanleihen durch aktive Verkäufe und fällig werdende Anleihen um 100 Milliarden auf 558 Milliarden Pfund zu verringern. Damit bleibt das Tempo bei diesem Abbauprozess konstant: Denn in den zwölf Monaten zuvor wurde das Portfolio ebenfalls um 100 Milliarden Pfund abgeschmolzen. Anders als beim Zinsentscheid kam der Beschluss in London einstimmig zustande.

(Reporter: David Milliken, Andy Bruce, geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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