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13.05.2025 /06:26:07
WDHLG-FOKUS 3-Trump will US-Medikamentenpreise per Erlass um bis zu 90 % senken

(Wiederholung vom Vorabend)

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Trump: Will Preisrückgang um 59 bis 90 Prozent

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Experten: Erlass wird schwer umzusetzen sein

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Pharmawerte erholen sich nach anfänglichem Rückgang
 
- von Steve Holland und Michael Erman und Patrick Wingrove
Washington/Berlin, 12. Mai (Reuters) -

US-Präsident Donald Trump will die Preise für verschreibungspflichtige Medikamente in den USA per Erlass deutlich senken. Er strebe einen Rückgang von 59 bis 90 Prozent an, sagte Trump am Montag im Weißen Haus bei der Unterzeichnung des Dekrets. Demnach werden den Arzneimittelherstellern in den kommenden 30 Tagen Preisziele vorgegeben. Sollten sie nicht deutliche Fortschritte innerhalb der kommenden sechs Monate vorweisen, werde es weitere Maßnahmen geben. Experten zufolge dürfte der Erlass vor Gericht aber einen schweren Stand haben, da er wohl gegen gesetzlichen Vorgaben verstößt. Die Aktien großer Pharmakonzerne lagen im Handelsverlauf an der Wall Street denn auch im Plus.

Auslöser für Trumps Erlass war nach seinen eigenen
Angaben auch ein Gespräch mit einem namentlich nicht genannten
Freund. Dieser habe berichtet, wie er in London 88 Dollar für
eine Abnehmspritze bezahlt habe, die in den USA 1300 Dollar
koste. In den USA zahlen Patienten die höchsten Preise für
verschreibungspflichtige Medikamente, oft fast dreimal so viel
wie andere Industrieländer. Trump hat in seiner ersten Amtszeit
versucht, die USA mit anderen Ländern in Einklang zu bringen,
wurde aber von den Gerichten blockiert. Zwar ermöglichte es der
Inflation Reduction Act von Trumps Vorgänger Joe Biden der
Regierung, die Preise für die teuersten Arzneien auszuhandeln.
Dennoch waren die Preise für zehn verschreibungspflichtige
Medikamente im Schnitt mehr als doppelt so hoch und in einigen
Fällen fünfmal so hoch wie in vier anderen Ländern.
 
"AUSLÄNDISCHE PREISE AUS SOZIALISTISCHEN LÄNDERN"
 
Branchenverbände der Biotech- und Pharmaindustrie
kritisierten den Erlass. "Eine Übernahme ausländischer Preise
aus sozialistischen Ländern wäre für amerikanische Patienten und
Arbeitnehmer ein schlechtes Geschäft", erklärte der Chef des
Pharmaverbands PhRMA, Stephen Ubl. Dies würde zu weniger
Behandlungen und Arzneimitteln führen. Zudem wären die "Hunderte
Milliarden Dollar" an Investitionen der Branche in Gefahr, die
die Mitgliedskonzerne planten. Der wirkliche Grund für die hohen
Preise in den USA seien "ausländische Staaten, die nicht ihren
fairen Anteil zahlten" und Mittelsmänner.

Trump hatte am Sonntag im Internet angekündigt, dass er ein Dekret zur Anwendung der Meistbegünstigungsklausel (Most Favored Nation's Policy) unterzeichnen werde. Genau dies habe die Branche dann am Montag erwartet, wie Reuters von vier Lobbyisten erfuhr, die namentlich nicht genannt werden wollten. Nach Trumps Ankündigung gaben Pharmatitel im vorbörslichen Handel zunächst nach, um nach der eigentlichen Unterzeichnung zuzulegen. "So etwas umzusetzen ist eine ziemliche Herausforderung", sagte der Analyst Evan Seigerman von BMO Capital Markets. "Er hat das schon mal versucht und wurde von den Gerichten gestoppt."

Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums in Berlin hielt sich zu den möglichen Folgen der Pläne bedeckt: "Zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht abzusehen, wie die Ankündigung zu den US-Arzneimittelpreisen umgesetzt werden und wie diese sich auswirken", sagte er. In Deutschland spiele die Nutzenbewertung eine entscheidende Rolle bei den Arzneimittel-Preisverhandlungen zwischen gesetzlicher Krankenversicherung und Pharmaindustrie.

(Weitere Berichterstattung Patricia Weiß, Paul Arnold und Andreas Rinke. Bearbeitet von Scot W. Stevenson. Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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