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11.12.2025 /13:54:29
FOKUS 1-Deutschland altert - Bevölkerung sinkt bis 2070 wohl auf 74,7 Millionen

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Statistikamt legt Vorausberechnung bis 2070 vor

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Künftig weniger und ältere Menschen

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Experte: "Der Druck auf die Sozialsysteme steigt"

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2035 jeder vierte Einwohner 67 Jahre oder älter
 
(Neu: Details, Zitate aus Pressekonferenz, Hintergrund)
Berlin, 11. Dez (Reuters) - Wegen des demografischen
Wandels wird es in Deutschland bald weniger Menschen und vor
allem mehr Ältere geben. In zehn Jahren bereits dürfte jeder
vierte Einwohner 67 Jahre oder älter sein, wie aus der 16.
koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung hervorgeht, die das
Statistische Bundesamt am Donnerstag in Berlin vorstellte. Grund
ist vor allem, dass die geburtenstarke Generation der Babyboomer
in den Ruhestand wechselt und deutlich kleinere Jahrgänge
nachfolgen. Insgesamt wird die Bevölkerung bis 2070
voraussichtlich schrumpfen. Bei einer moderaten Entwicklung von
Geburtenrate, Lebenserwartung und Zuwanderung würde die
Einwohnerzahl den Berechnungen zufolge dann bei 74,7 Millionen
liegen. Zum Vergleich: Mitte 2025 hatte die Bundesrepublik rund
83,5 Millionen Einwohner.
Die Zahl der Menschen im Rentenalter wird demnach bis
2038 um mindestens 3,8 Millionen auf dann mehr als 20,5
Millionen steigen. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung wächst
auf 25 bis 27 Prozent. Gegenwärtig beträgt dieser 20 Prozent.
Gleichzeitig sinkt die Zahl der Menschen im Erwerbsalter, was
die Sozialsysteme vor große Herausforderungen stellt. "Bereits
jetzt kommen auf 100 Personen im Erwerbsalter 33 Personen im
Rentenalter", sagte Karsten Lummer, Leiter der Abteilung
"Bevölkerung" beim Statistischen Bundesamt. Im ungünstigsten
Fall könne dieser sogenannte Altenquotient bis 2070 auf 61
steigen. "Dann kämen auf eine Leistungsempfängerin oder einen
Leistungsempfänger aus den Alterssicherungssystemen weniger als
zwei Einzahlende." Selbst eine hohe Zuwanderung kann den
Rückgang der Erwerbsbevölkerung nicht aufhalten, die bis 2070 um
mindestens vier Millionen Menschen schrumpfen dürfte.

"Der Druck auf die Sozialsysteme steigt", sagte Lummer. Darauf müsse die Politik reagieren. Die jüngste Debatte in der Regierungskoalition von Union und SPD zum Rentenpaket hat gezeigt, dass das Thema immer wichtiger werden dürfte.

Innerhalb der älteren Bevölkerungsgruppe wird zudem die Zahl der Hochaltrigen ab 80 Jahren ab Mitte der 2030er-Jahre deutlich steigen. Ihre Zahl dürfte von 6,1 Millionen 2024 auf bis zu 9,8 Millionen im Jahr 2050 zunehmen, was den Bedarf an Pflegeleistungen stark erhöhen wird.

BEVÖLKERUNG IN OSTDEUTSCHLAND SCHRUMPFT DEUTLICH

Zu einem leichten Bevölkerungswachstum kommt es nur bei zwei der 27 Varianten in den Berechnungen, wenn es einen hohen Wanderungssaldo und eine deutlich steigende Geburtenrate gibt. Insgesamt ergibt sich für 2070 eine Spannweite in der Bevölkerungszahl von 63,9 bis 86,5 Millionen Menschen. Zum Vergleich: Bei der vorigen Vorausberechnung von 2022 hatte die Bevölkerungszahl für 2070 je nach Variante zwischen 70,2 bis 94,4 Millionen gelegen. Ursache für die Veränderung sind eine andere Ausgangslage infolge der gesunkenen Nettozuwanderung und der gesunkenen Geburtenrate. "Nur bei hoher Zuwanderung und hoher Geburtenrate läge die Einwohnerzahl Deutschlands 2070 annähernd auf dem heutigen Niveau", erklärten die Statistiker. Bei einem niedrigen Wanderungssaldo könnte die Bevölkerung dagegen auf weniger als 70 Millionen Menschen schrumpfen.

Die demografische Entwicklung verläuft regional sehr
unterschiedlich. Die Bevölkerung in den ostdeutschen
Flächenländern wird in allen Szenarien schrumpfen - sie könnte
2070 im Vergleich zu 2024 zwischen 14 Prozent und 30 Prozent
kleiner sein. In den westdeutschen Flächenländern könnte die
Entwicklung bestenfalls stabil bleiben. Einzig die Stadtstaaten
Berlin, Hamburg und Bremen können bei anhaltend hoher
Zuwanderung mit einem Wachstum rechnen. Die ostdeutschen
Bundesländer sind bereits heute im Schnitt deutlich älter als
der Westen.

(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Christian Rüttger Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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