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13.05.2025 /14:24:37
FOKUS 1-Commerzbank: Rasche Umsetzung unserer Strategie hat Priorität

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Orlopp - Können viel als unabhängiger Bank erreichen

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Unicredit sieht sich nicht unter Zeitdruck
 
(Neu: Unicredit-Chef, Union Investment, Details)
Düsseldorf, 13. Mai (Reuters) - Die von der
italienischen Großbank Unicredit umworbene
Commerzbank <CBKG.DE> will ihr Augenmerk ganz auf die Umsetzung
ihrer auf Unabhängigkeit ausgerichtete Strategie setzen.

"Es ist unser großes Ziel, die Commerzbank als feste Größe unter den erfolgreichen europäischen Banken zu etablieren", sagte Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp in ihrer am Dienstag vorab verbreiteten Rede für die Hauptversammlung des Geldhauses am Donnerstag in Wiesbaden. Dabei werde die "Momentum" genannte Strategie der Bank helfen. "Der Kapitalmarkt weiß (...), dass wir einen überzeugenden Plan zur Wertschaffung haben ? und was wir als eigenständige Bank erreichen können", betonte sie. Die Bank sei natürlich auch bereit, sich "alternative Optionen ergebnisoffen anzuschauen". "Priorität hat jetzt aber die zügige Umsetzung unserer eigenen Strategie", unterstrich Orlopp.

Unicredit-Chef Andrea Orcel bekräftigte unterdessen in einem Statement gegenüber dem "Handelsblatt" erneut, er stehe bei einer Entscheidung über ein Übernahmeangebot nicht unter Zeitdruck und könne "bis 2027 warten".

Pläne für einen Abbau von Arbeitsplätzen in Deutschland verteidigte Orlopp. Die Commerzbank müsse eine "wettbewerbsfähige Kostenbasis" sichern. Die erwarteten Effizienzgewinne hätten indes eine Kehrseite. "Insgesamt sollen bis zum Jahr 2028 brutto rund 3900 Vollzeitstellen wegfallen, vornehmlich in Deutschland", sagte Orlopp. Der Abbau solle "maximal sozialverträglich" umgesetzt werden. In diesem Jahr würden Restrukturierungskosten in einer Höhe von bis zu 700 Millionen Euro fällig. Den Stellenabbau vornehmlich in Deutschland hatte die Bank im Zuge ihrer Abwehrschlacht gegen die Unicredit im Februar angekündigt.

Orlopp habe als Vorstandsvorsitzende der Commerzbank mit ihrem Programm "die nächste Stufe gezündet und eine Ausschüttungsquote von 100 Prozent in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen in Aussicht gestellt", sagte Alexandra Annecke von der Fondsgesellschaft Union Investment laut Redetext. "Das ist ein echter Gamechanger für die Aktie", sagte sie. Die Neubewertung der Commerzbank am Kapitalmarkt sei "im vollen Gange und es ist noch Luft nach oben". Orlopp könne größeres Vertrauen am Kapitalmarkt schaffen. Dieses könnte in eine höhere Bewertung übersetzt werden - dies könnte wiederum "mehr strategische Optionen" für die Commerzbank sichern. Verteuern sich Commerzbank-Aktien weiter, wird eine Übernahme für die Unicredit unattraktiver.

Orcel bekräftigte in seiner Erklärung gegenüber dem
"Handelsblatt", er werde in der Entscheidung über eine
Übernahmeofferte drei Dinge bewerten: "Den Meinungsaustausch mit
der neuen deutschen Regierung, die wir bisher nicht getroffen
haben." Dazu komme die Frage, ob das Commerzbank-Management
"konstruktive bilaterale Beziehungen" wolle. "Aber vor allem
werden wir ihre Ergebnisse bewerten", betonte Orcel. Mit der
Performance der Frankfurter sei er nicht zufrieden. Der
Gewinnanstieg der Commerzbank im ersten Quartal sei vor allem
auf Sondereffekte zurückzuführen.

Die Commerzbank ist ins Visier der Unicredit geraten, der in Deutschland bereits die HypoVereinsbank (HVB) gehört. Die Italiener sind inzwischen der zweitgrößte Commerzbank-Aktionär nach dem Bund, der rund zwölf Prozent hält. Die Europäische Zentralbank (EZB) als Aufseherin für die Großbanken hat eine weitere Aufstockung der direkten Commerzbank-Beteiligung auf bis zu 29,9 Prozent bereits genehmigt. Auch das Kartellamt gab inzwischen grünes Licht für die Aufstockung. Die Commerzbank stemmt sich allerdings gegen eine Übernahme.

(Bericht von Tom Sims und Matthias Inverardi, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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