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13.05.2025 /14:55:25
SPOTANALYSE-Ökonomen zur überraschend gesunkenen US-Inflation

Berlin, 13. Mai (Reuters) - Die US-Inflation ist im April und damit dem Monat der Zollankündigungen von Präsident Donald Trump überraschend abgeflaut. Die Teuerungsrate sank zum Vorjahr 2,3 Prozent, nach 2,4 Prozent im März. Dies teilte das Arbeitsministerium in Washington am Dienstag mit. Ökonomen sagten in ersten Reaktionen:

DIRK CHLENCH, LBBW:
"Von dem angesichts der vielfältigen Zollerhöhungen
befürchteten Emporschnellen der Güterpreise ist bislang nichts
zu sehen. So stagnierten etwa die Neuwagenpreise, und die Preise
für Gebrauchtwagen sanken um 0,5 Prozent im Monatsvergleich. Es
kommen uns nur zwei Erklärungen in den Sinn. Entweder die
Unternehmen haben ihre Lager mit Altbeständen leer geräumt oder
erhebliche Margeneinbußen hingenommen."
 
THOMAS GITZEL, CHEFVOLKSWIRT VP BANK:
 
"Die Frage lautet, ob erste preistreibende Zolleffekte
sichtbar sind. Letzteres ist aber nicht der Fall. Warenpreise,
dazu gehören unter anderem etwa elektronische Artikel oder auch
Möbel, legen im April gegenüber dem Vormonat um unauffällige 0,1
Prozent zu:
 
Die Fed dürfte sich in ihrer abwartenden Haltung
bestätigt fühlen. Die Zölle könnten in den kommenden Monaten den
Preisdruck deutlicher erhöhen. Vorerst werden deshalb die
Leitzinsen auf konstantem Niveau bleiben. Sollte sich die
US-Wirtschaft in den kommenden Monaten abkühlen und sollten
damit die Teuerungsraten einen dämpfenden Einfluss bekommen,
eröffnet sich den US-Währungshütern in den Herbstmonaten
weiterer Zinssenkungsspielraum."
TOBIAS BASSE, NORDLB:

"Grundsätzlich erlauben diese Zahlen der Fed in der Summe wohl vorsichtige Zinssenkungen im Laufe des zweiten Halbjahres."

CYRUS DE LA RUBIA, CHEFVOLKSWIRT HAMBURG COMMERCIAL BANK:

"Die Fed hat die Inflation auch weiterhin nicht im Griff. Zwar scheint die Gesamtinflation in die richtige Richtung zu weisen, aber dieser Rückgang ist ausschließlich auf den stärkeren Rückgang der Energiepreise zurückzuführen. Dienstleistungen stiegen hingegen mit der gleichen hohen Rate wie im Vorjahr. Die langlebigen Güter sind im Preis im Vorjahresvergleich zwar gefallen, aber es sind gerade diese Güter, die in den nächsten Monaten zunehmend die höheren Zölle in Preisanhebungen übersetzen werden.

Fed-Präsident Jerome Powell tut angesichts der gleich bleibend hohen Kerninflationsrate (ohne Energie und Lebensmittel) gut daran, auf Zinssenkungen zu verzichten. Auch bei der kommenden Notenbanksitzung dürfte der Notenbankchef den 'Rat' von Donald Trump ignorieren und an dem relativ hohen Zinsniveau festhalten."

ALEXANDER KRÜGER, CHEFVOLKSWIRT HAUCK AUFHÄUSER LAMPE:

"Die Inflationsrate hält sich auf dem niedrigeren Niveau. Weiteres Abwärtspotenzial besteht aber kaum noch. Vielmehr dürfte die Inflationsrate wegen der Zölle in den kommenden Monaten steigen. Im Spagat zwischen Konjunkturabschwächung in Inflationsrisiken dürfte die Fed weiter stillhalten. Zinssenkungen sind im Zuge einer anhaltenden Konjunkturschwäche erst ein Thema für September."

RALF UMLAUF, HELABA:

"Im Hinblick auf die Zinssenkungserwartungen dürften die Zahlen wenig Einfluss haben. Aus Sicht der Fed besteht noch immer kein Grund zur Eile."

(Bericht von Rene Wagner - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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