Berlin, 15. Mai (Reuters) - Die ausländischen Direktinvestitionen in Europa sind einer Umfrage zufolge im vergangenen Jahr das zweite Mal in Folge gesunken und auf den niedrigsten Stand seit 2015 gefallen. Die Zahl der Projekte ging um fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 5383 zurück, wie die Unternehmensberatung EY am Donnerstag mitteilte. Das mit einer hartnäckigen Konjunkturflaute kämpfende Deutschland verzeichnete demnach sogar einen Einbruch von 17 Prozent auf 608 Projekte. Zugleich gibt es aber auch Lichtblicke: Die Zahl der geplanten Arbeitsplätze in Europa durch die Investitionen stieg um 35 Prozent.
Die befragten Unternehmen nannten langsames Wirtschaftswachstum, anhaltend hohe Energiepreise und die geopolitische Lage als die drei größten Risiken für ihre Investitionsentscheidungen. Das schreckt offenbar vor allem US-Investoren: Deren angekündigte Projekte in Europa brachen um elf Prozent im Vergleich zu 2023 ein, verglichen mit 2022 sogar um 24 Prozent.
Gleichzeitig gibt es eine zunehmende Verlagerung hin zu inner-europäischen Kapitalströmen. Der Umfrage zufolge ist der Anteil der Investitionen aus Europa seit 2015 um fünf Prozentpunkte gestiegen. "Über 60 Prozent der Investitionen kommen aus Europa für Europa", sagte EY-Expertin Julie Teigland der Nachrichtenagentur Reuters. Der US-Anteil liege bei nur 18 Prozent. "Europa muss sich beeilen und seine Hausaufgaben machen", fügte Teigland hinzu. "Das bedeutet weniger Fokus auf Regulierung und mehr auf die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit."
Die US-Zollpläne machen eine sofortige Erholung der ausländischen Direktinvestitionen in Europa unwahrscheinlich. 37 Prozent der Anfang 2025 befragten Investoren haben ihre europäischen Investitionspläne verschoben, storniert oder reduziert. Dennoch glauben 61 Prozent der befragten Führungskräfte, dass die Attraktivität Europas in den nächsten drei Jahren steigen wird.
In der EY-Umfrage führt Frankreich die Rangliste der Länder mit den meisten ausländischen Investitionen an, obwohl die Zahl der Projekte um 14 Prozent auf 1025 eingebrochen ist. Großbritannien landet auf dem zweiten Platz, verzeichnete aber 2024 einen Rückgang von 13 Prozent auf 853. Danach folgt Deutschland auf dem dritten Platz (608).
(Bericht von Maria Martinez, Rene Wagner, redigiert von Sabine Ehrhardt - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)