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DHL will eigene rechtliche Struktur für Brief- und Paket in Deutschland
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DHL-Chef - Schritt dient Vereinfachung - und nicht Verkauf
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DHL setzt bis 2030 auf mehr Umsatz - 120 Mrd Euro angepeilt
(Neu: Aussagen CEO und CFO vor Analysten, Kurs) |
- von Matthias Inverardi |
Düsseldorf, 24. Sep (Reuters) - DHL <DHLn.DE>-Chef Tobias |
Meyer ordnet die komplexe rechtliche Struktur des Bonner |
Logistik-Riesen neu. Dazu soll eine eigenständige Gesellschaft |
für das Post- und Paketgeschäft in Deutschland geschaffen |
werden. Während die Managementstruktur mit fünf Sparten einfach |
und klar sei, sei die zugrundeliegende rechtliche Struktur des |
Konzerns viel komplexer und teilweise überlappend, begründete |
Meyer den Schritt. "Die Anpassung soll diese Komplexität |
reduzieren und eine flexiblere und agilere Struktur schaffen", |
hieß es weiter. |
Zugleich will Meyer den Logistik-Riesen auf Umsatzwachstum trimmen. Seine neue Strategie 2030 gibt ein Umsatzwachstum von 50 Prozent im Vergleich zu 2023 als Ziel vor - DHL würde dann bei 120 Milliarden Euro landen, sagte er am Dienstag. Dabei will sich DHL auf schnell wachsende Regionen und Branchen sowie den Megatrend E-Commerce konzentrieren. Bei den Anlegern kamen die Pläne gut an: DHL-Aktien legten zu.
Die Pläne für das deutsche Brief- und Paketgeschäft will Meyer nicht als Schritt in Richtung einer Trennung vom Briefgeschäft, das unter schrumpfenden Sendungsmengen leidet, verstanden wissen. "Wir glauben strategisch an dieses Geschäft", unterstrich der DHL-Chef. "Das Brief- und Paketgeschäft in Deutschland ist untrennbar miteinander verbunden", machte er deutlich. Auch der Name Deutsche Post bleibe erhalten. Der Bonner Konzern sei aber in seiner juristischen Struktur einfach zu komplex, über 800 Gesellschaften seien unter seinem Dach aufgehängt. Dieses Wollknäuel will Meyer nun entwirren.
Die Brief- und Paketsparte beschäftigt in Deutschland knapp 190.000 Menschen. Sie befördert Sendungen über 82 Brief- und 38 Paketzentren. Im ersten Halbjahr erwirtschaftete sie einen Umsatz von 8,4 Milliarden Euro und steuerte damit rund zwanzig Prozent des Konzernumsatzes von knapp 41 Milliarden Euro bei. Der operative Gewinn lag in den ersten sechs Monaten bei 324 Millionen Euro. DHL verzeichnete dabei einmal mehr Rückgänge im Briefgeschäft, das unter der Konkurrenz durch die Kommunikation über das Internet leidet. Das Paketgeschäft legte dagegen zu - es wird durch den Online-Handel getrieben. Analysten hatten eine Abspaltung des Geschäfts durchgespielt. "Ist die Deutsche Post der richtige Eigentümer der Post&Paket-Division?", fragte etwa auch Hendrik Schmidt, Vertreter der DWS, bei der DHL-Haupversammlung im Mai. Meyer betonte, er sei mit der derzeitigen Aufstellung des Konzerns einverstanden.
Im internationalen Geschäft rund um Express-Sendungen, |
Pakete und Fracht macht Meyer aktuell der lahmende Welthandel zu |
schaffen. Der Manager, der seit Mai 2023 Vorstandschef von DHL |
ist, muss nun einen Endspurt hinlegen, um sein Gewinnziel für |
2024 zu erreichen. DHL hat für 2024 einen operativen Gewinn |
(Ebit) in einer Spanne von sechs bis 6,6 Milliarden Euro |
prognostiziert. Nach den Weihnachts-Feiertagen wird sich zeigen, |
ob DHL nur das untere Ende der Spanne erreichen kann oder ob |
mehr drin ist. Im Halbjahr summierte sich der operative Gewinn |
auf 2,6 Milliarden Euro. Konkurrenten macht die Flaute des |
Welthandels zu schaffen - der US-Paketriese FedEx <FDX.N> musste |
in der vergangenen Woche seine Prognosen zusammenstreichen. DHL |
werde wahrscheinlich am unteren Ende der Spanne landen, räumte |
Meyer ein. |
Bis 2030 setzt Meyer aber auf Umsatzwachstum. Rein |
rechnerisch muss er pro Jahr nun im Mittel 5,9 Prozent mehr |
Umsatz erreichen. Dabei könnte DHL auch durch Übernahmen |
zulegen. "Der größte Anteil dieses Umsatzwachstums soll |
organisch erreicht werden", sagte Meyer. "Wir werden sicherlich |
auch Zukäufe tätigen", fügte er hinzu. Das angepeilte |
Umsatzwachstum werde auch zu mehr Gewinn führen, versicherte |
Finanzchefin Melanie Kreis. Es werde eine "gute Entwicklung" |
beim operativen Gewinn bringen, kündigte sie an. |
(Bericht von Matthias Inverardi, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)