Nachricht


26.11.2025 /14:00:00
Versicherungsmathematiker wollen auch 2027 Garantiezins von 1,0 Prozent

München, 26. Nov (Reuters) - Die deutschen Lebensversicherer sollen auch für das Jahr 2027 eine Verzinsung von maximal 1,0 Prozent auf neu abgeschlossene Policen zusagen dürfen. Die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV), der Berufsverband der Versicherungsmathematiker, schlug am Mittwoch vor, den Höchstrechnungszins für Neuverträge auch im übernächsten Jahr stabil zu halten. "Die Marktzinsen sind leicht gestiegen, aber auch die Unsicherheit hat leicht zugenommen. Die unterjährigen Schwankungen nehmen deutlich zu", begründete die DAV-Vorsitzende Susanna Adelhardt die Entscheidung in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. "Deutschland und Europa stehen vor Herausforderungen." Deshalb wäre eine höhere Empfehlung nicht gerechtfertigt.

Zu Beginn dieses Jahres war der Höchstrechnungszins auf 1,00 von 0,25 Prozent angehoben worden - die erste Erhöhung seit gut 30 Jahren. Er begrenzt den Garantiezins, den Lebensversicherer über die gesamte Laufzeit eines Vertrages fest zusagen dürfen. Die darüber hinausgehende Überschussbeteiligung wird jedes Jahr neu festgelegt.

Die DAV und die Finanzaufsicht BaFin geben jedes Jahr eine Empfehlung für den Höchstrechnungszins ab, der das Bundesfinanzministerium in der Regel folgt. Er orientiert sich an der Rendite, die die Versicherer langfristig mit sicheren Papieren erwirtschaften können, abzüglich eines Sicherheitspuffers von 40 Prozent. Die Aktuare gehen davon aus, dass der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) bei rund zwei Prozent bleibt. Wichtige Referenzzinsen wie der zehnjährige Euro-Swapsatz hätten in diesem Jahr deutlich über der Marke von zwei Prozent gelegen, argumentiert die DAV. Damit bestehe ein ausreichender Sicherheitsabstand zum Höchstrechnungszins.

An laufenden Verträgen, für die die Lebensversicherer in der Vergangenheit zum Teil Zinsgarantien von vier Prozent ausgesprochen hatten, ändert sich durch die Empfehlung nichts.

Immer mehr Lebensversicherer bieten inzwischen nur Produkte ohne oder mit geringeren Garantien an. Auch Adelhardt, die hauptberuflich Vorstandschefin der Beratungsfirma Heubeck ist, räumt ein, dass die Bedeutung der Garantieverzinsung während der Niedrigzinsphase geringer geworden ist: "Beim Kunden fällt der Garantiezins als Verkaufsargument allein nicht so stark ins Gewicht. Junge Leute sehen vor allem die Renditechancen und fragen nach dem Chance-Risiko-Profil", sagte sie Reuters. "Hinzu kommt, dass es sich hier nur um den garantierten Mindestzins handelt - je weniger Garantien, desto mehr Chancen auf höhere Renditen."

(Bericht von Alexander Hübner. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Hinsichtlich weiterer Informationen und einer gegebenenfalls erforderlichen Offenlegung potenzieller Interessenkonflikte nach § 85 WpHG der für die Erstellung der zugrunde liegenden Finanzinformationen oder Analysen verantwortlichen Unternehmen wird auf das Informationsangebot dieser Unternehmen (Internetseite und andere Informationskanäle) verwiesen.