London, 26. Nov (Reuters) - Künstliche Intelligenz (KI) spielt bei den meisten Zentralbanken der Welt einer Studie zufolge noch keine zentrale Rolle. Auch digitale Vermögenswerte sind für die Währungshüter tabu, wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage des Forums für offizielle Währungs- und Finanzinstitutionen (OMFIF) hervorgeht. Mehr als 60 Prozent der befragten Institute gaben an, dass KI-Werkzeuge ihre Kernoperationen noch nicht unterstützen. Stattdessen würden sie hauptsächlich für grundlegende Arbeiten wie die Zusammenfassung von Daten oder die Beobachtung der Märkte eingesetzt. "Die meisten frühen Anwendungen konzentrierten sich auf routinemäßige Analyseaufgaben und nicht auf das Risikomanagement oder die Portfoliostrukturierung", heißt es in dem Bericht des Instituts.
Die größte Sorge der Notenbanker ist demnach, dass ein von KI gesteuertes Verhalten "künftige Krisen beschleunigen" könnte. Diejenigen Institutionen, die sich bisher am intensivsten mit der Technologie befasst haben, zeigten sich dabei am vorsichtigsten. "KI hilft uns, mehr zu sehen, aber die Entscheidungen müssen bei den Menschen bleiben", wurde ein Teilnehmer zitiert. An der Umfrage nahm eine Arbeitsgruppe von zehn Zentralbanken aus Europa, Afrika, Lateinamerika und Asien teil, die zusammen Vermögenswerte von rund 6,5 Billionen Dollar verwalten. Darunter waren sechs Banken aus G20-Ländern und zwei aus der Gruppe der sieben wichtigsten Industrienationen (G7).
Die Umfrage offenbarte zudem, dass 93 Prozent der Notenbanken nicht in digitale Vermögenswerte investieren. Während die sogenannte Tokenisierung mit Interesse betrachtet werde, begegne man Kryptowährungen mit Vorsicht. Fast 60 Prozent der Befragten gaben zudem an, ihre Reserven weg vom Dollar diversifizieren zu wollen. Die unübertroffene Liquidität von US-Staatsanleihen sichere jedoch die Vormachtstellung der US-Währung. "Wir bewegen uns von einem bipolaren zu einem multipolaren Reservesystem, aber der Euro ist noch nicht bereit, die Führung zu übernehmen", wurde ein Teilnehmer der Arbeitsgruppe zitiert.
Der Dollar-Status als weltweite Leitwährung ist in diesem Jahr infrage gestellt worden. Gründe dafür sind die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump und die Sorge um die Unabhängigkeit der dortigen Notenbank Fed. Es wird erwartet, dass der Euro und der chinesische Yuan davon profitieren. Der Dollar dürfte jedoch die dominierende Währung in den Devisenreserven bleiben.
(Bericht von Libby George, geschrieben von Rene Wagner, redigiert von Sabine Ehrhardt - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)