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26.11.2025 /15:48:01
FOKUS 1-Britische Regierung plant Steuererhöhungen von 26 Milliarden Pfund

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Ökonomen hatten 20 bis 30 Mrd Pfund erwartet



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Finanzministerin wollte eigentlich keine Steuern mehr erhöhen



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Maßnahmen betreffen Arbeiter, Sparer und Investoren

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Finanzministerin rechnet selbst mit Gegenwind
 
(neu: Reeves-Rede im Parlament, Details zu ihren Plänen)
London, 26. Nov (Reuters) - Die britische Regierung
plant erneut umfangreiche Steuererhöhungen. Wie aus einem am
Mittwoch versehentlich zu früh veröffentlichten Bericht der
unabhängigen Haushaltsbehörde (Office for Budget Responsibility,
OBR) hervorgeht, dürften die Maßnahmen bis zum Steuerjahr
2029/30 geschätzt 26,1 Milliarden Pfund (knapp 30 Milliarden
Euro) pro Jahr zusätzlich in die Staatskasse spülen. Davon
sollen 15 Milliarden Pfund aus einer höheren Besteuerung von
Privatpersonen und 11,1 Milliarden aus anderen Steuern stammen.
Im Vorfeld hatten Ökonomen mit Steuererhöhungen im Umfang von 20
bis 30 Milliarden Pfund gerechnet.

Noch vor einem Jahr hatte Finanzministerin Rachel Reeves erklärt, die öffentlichen Finanzen seien stabilisiert und es werde keine weiteren Steuererhöhungen geben. Damals wurden Steuererhöhungen im Volumen von 40 Milliarden Pfund angeordnet - mit dem Hinweis, dies werde eine Ausnahme bleiben. Es war damals die größte Anhebung seit den 1990er Jahren.

"Zweifellos werden wir erneut auf Widerstand stoßen", sagte die Labour-Politikerin am Mittwoch im Parlament in London. "Ich bitte alle, einen Beitrag zu leisten, aber ich kann diesen Beitrag so gering wie möglich halten, da ich heute weitere Reformen unseres Steuersystems vornehmen werde, um es fairer zu gestalten und sicherzustellen, dass die Reichsten den größten Beitrag leisten." Reeves will Arbeiter dabei genauso anzapfen wie Sparer und Investoren.

Unter anderem werden die Freibeträge für die
Einkommensteuer bis 2030/31 eingefroren. Dies ist eine Form der
schleichenden Steuererhöhung, da mehr Menschen durch
Lohnerhöhungen in höhere Steuerklassen rutschen. Eine neue
Steuer auf Immobilien im Wert von mehr als zwei Millionen Pfund
soll ab April 2028 eingeführt werden. Diese Abgabe wird
zusätzlich zur bestehenden Kommunalsteuer erhoben. Sie soll auf
den Immobilienwerten von 2026 basieren. Die Mineralölsteuer wird
weiterhin nicht erhöht. Die Sätze sind seit 2011 eingefroren, da
die Regierungen Proteste von Autofahrern fürchteten. Ab April
2028 wird eine neue kilometerabhängige Abgabe für Elektro- und
Plug-in-Hybridfahrzeuge eingeführt. Damit soll etwa ein Viertel
der Einnahmeverluste aus der Mineralölsteuer ausgeglichen
werden, die durch den Umstieg auf E-Autos bis 2050 erwartet
werden. Die Steuersätze auf Dividenden werden um zwei
Prozentpunkte angehoben. Ab April des kommenden Jahres steigt
der Satz für den Grundtarif auf 10,75 Prozent, für die höheren
Steuersätze auf 35,75 Prozent. Außerdem sollen die Abgaben auf
Glücksspiel erhöht werden.
 
KEINE SPARWELLE
 
Reeves hatte im Vorfeld ihrer Rede bereits gesagt, die
Regierung wolle Menschen mit ihren hohen Lebenshaltungskosten
nicht alleine lassen, gleichzeitig aber auch das
Haushaltsdefizit verringern. Es werde keine neue Sparwelle
geben. Die öffentlichen Finanzen in Großbritannien sind unter
Druck, weil der demografische Wandel immer stärker zu spüren ist
und die Verteidigungskosten steigen. Außerdem hat die Wirtschaft
seit dem EU-Austritt immer wieder geschwächelt.

Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zufolge sind nur neun Prozent der Briten mit der Arbeit von Reeves zufrieden, während 61 Prozent sie ablehnen. Auch in ihrer eigenen Labour-Partei wächst die Unruhe über den Kurs der Regierung. Zur Verunsicherung von Investoren und Wählern hatten zuletzt auch widersprüchliche Signale von Reeves und Premierminister Keir Starmer zur Steuerpolitik beigetragen. Die nächste Parlamentswahl in Großbritannien steht allerdings nicht vor 2029 an.

(Bericht von Andy Bruce und David Milliken, geschrieben von Christian Krämer, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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