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| Lücke in Mint-Berufen in Konjunkturflaute leicht gesunken |
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| Experten: Mangel dürfte sich wieder verschärfen |
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| DIHK: Müssen internationale Studenten besser integrieren |
| (mit DIHK) |
| Berlin, 26. Nov (Reuters) - Der Fachkräftemangel in |
| technischen Berufen bleibt trotz der Konjunkturflaute in |
| Deutschland hoch und gefährdet wichtige Zukunftsprojekte. Im |
| Oktober fehlten 148.500 Arbeitskräfte in den Bereichen |
| Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, wie aus |
| dem am Mittwoch veröffentlichten Mint-Report des |
| arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) |
| hervorgeht. Die Autoren der Studie warnen, dass sich der Mangel |
| auf Projekte in den Bereichen Digitalisierung, Klimaschutz, |
| Infrastruktur und Verteidigung auswirkt. |
Im April hatte es dem Bericht zufolge sogar eine Lücke von 163.600 Arbeitskräften gegeben. Derzeit besteht der größte Engpass mit rund 93.500 bei den Facharbeitern mit Berufsausbildung. Zudem fehlten etwa 40.800 Akademiker und 14.200 Spezialisten wie Meister oder Techniker. Die Experten gehen davon aus, dass sich der Mangel durch den demografischen Wandel und sinkende Mint-Kompetenzen bei Jugendlichen deutlich verschärfen wird, wenn sich die Wirtschaft erholt. Fachkräfte seien entscheidend, um den Weg aus der Stagnation zu ebnen.
Als einen entscheidenden Hebel zur Sicherung des Fachkräftebedarfs identifiziert die Studie die Zuwanderung über die Hochschulen. Dem Bericht zufolge lebten 2022 rund 153.000 Zuwanderer in Deutschland, die in der Bundesrepublik ein Mint-Fach studiert hatten. Sie trugen im selben Jahr 14,6 Milliarden Euro zur Wertschöpfung bei. "Gelingt es, den Übergang in den Arbeitsmarkt erfolgreich zu gestalten, kann dies einen erheblichen Beitrag für Innovation, Wachstum und Wohlstand bedeuten", sagte Studienleiter Axel Plünnecke.
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer sprach von einem Hoffnungsschimmer durch den Zuwachs der internationalen Studenten. Im Jahr beendeten mehr als 50.000 Männer und Frauen aus dem Ausland ihr Studium in Deutschland - über die Hälfte davon in einem Mint-Fach. Allerdings hätten zehn Jahre nach Studienbeginn mehr als die Hälfte von ihnen das Land wieder verlassen, obwohl zwei Drittel ursprünglich hätten bleiben wollen, sagte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks. "Das können wir uns nicht leisten." Deshalb müsse man den Rechtsrahmen für den Verbleib in Deutschland großzügiger gestalten und die Integration verbessern.
Als Hürde für den Berufseinstieg erweisen sich oft die Sprachanforderungen. Rund die Hälfte der Unternehmen erwartet laut IW fortgeschrittene Deutschkenntnisse. Bei knapp zehn Prozent reichen geringe Kenntnisse aus. Die Studienautoren fordern daher unter anderem schnellere Visa-Verfahren, einen Ausbau studienbegleitender Sprachkurse sowie eine Stärkung der Willkommenskultur.
(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Thomas Seythal)